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barung und zwar von mystischer Art die Religion allein begründen
konnte.
Es würde zu weit führen, auf die bekannten n e u e r e n H y p o t h e s e n
e i n e s „ U r m o n o t h e i s m u s “ auf Grund namentlich e t h n o l o g i -
s c h e r , aber auch religionsgeschichtlicher Forschungen einzugehen. Es genüge,
hier auf die eindringlichen Untersuchungen von W i l h e l m S c h m i d t
1
, G r ä b -
n e r , B e t h
2
u n d W o b b e r m i n
3
zu verweisen. Nur das eine sei hervor-
gehoben, daß selbst einer, durch magische Überwucherungen so unendlich kraus
und trübe gewordenen Mythologie wie der ägyptischen ein monotheistischer Got-
tesbegriff zugrunde lag. Mit vollem Recht begründete schon vor fast 60 Jahren
B r u g s c h den Gedanken vom „Eingott“ der alten Ägypter, der heute wieder
zu Ehren kommt. Er sagte „Gott“ von allen Namen und Gestalten befreit,
war . . . den Ägyptern keine unbekannte noch dunkle Vorstellung, denn tausend-
fältig, von den Pyramidenzeiten an bis zur Epoche der Griechen und Römer hin,
bildet er die Voraussetzung zu ihrer reich gegliederten Mythologie. Gott ist die
lautere Quelle, aus welcher im tiefen Dunkel der Vorzeit der große Strom der
mythischen Geschichte seine Wasser empfing, die sich im Laufe der Zeiten ... in
breite Arme und Kanäle verzweigten“
4
.
III. Die Urkultur
Was von der Religion gilt, gilt auch von allen anderen geistigen
Grundgestalten der Kultur. Wir behaupten: Die Urkultur war zu-
erst eine mystische, dann eine magische.
Da auch der ekstatische Geist nur in Gemeinschaft verwirklicht
werden kann, steht die v o l l k o m m e n e G e m e i n s c h a f t
und damit die v o l l k o m m e n e L i e b e am Anfang. Das läßt
sich freilich urkundlich nicht belegen, folgt aber aus dem Wesen
der Sache.
/
Ebenso steht es mit dem W i s s e n . In allen erhöhten mystischen
Zuständen entsteht nur geschautes, eingebungsvolles Wissen, nicht
reflektiertes und nicht bloß sensuell begründetes. Der Urmensch
1
Wilhelm Schmidt: Der Ursprung der Gottesidee, Bd 6: Endsynthese der Ur-
völker Amerikas, Asiens, Australiens, Afrikas, Münster i. W. 1935. — Von dem
umfangreichen, grundlegenden Werke Wilhelm Schmidts ist besonders noch der
Bd 1, 2. Aufl., Münster i. W. 1926, zu vergleichen, welcher den historisch-kriti-
schen Teil enthält. Vgl. auch Wilhelm Schmidt: Handbuch der vergleichenden
Religionsgeschichte, Münster i. W. 1930. — Dort siehe auch alles weitere ethno-
logische Schrifttum.
2
Karl Beth: Religion und Magie, 2. Aufl., Leipzig und Berlin 1927.
3
Georg Wobbermin: Das Wesen der Religion, 2 Bde, Leipzig 1921—22.
4
Heinrich Brugsch: Religion und Mythologie der alten Ägypter. Nach den
Denkmälern bearbeitet. Leipzig 1888, S. 93. Vgl. auch Hermann Junker: Giza IL,
Wien 1934, S. 47; Der sehende und blinde Gott, München 1942.