424
als ihre R ü c k v e r b i n d u n g zu verstehen ist. Gewiß, vieles
wird in Anwendung des Ganzheitsbegriffs verdeutlicht. Aber unser
Erkennen ist „Stückwerk“; es bleibt in seinem Modus angewiesen
auf Aspekte und Perspektiven, um Erkanntes neu in den Blick zu
bekommen und in seiner „Ganzheit“ beziehungsweise „Vollständig-
keit“ (so kann man hier sagen) in Erscheinung treten zu lassen. So
wird man unter dem Gesichtspunkt von Seinsanalogie und Kausali-
tät manches nach dem Prinzip der Ganzheit Erkannte neu über-
denken müssen, wie freilich auch umgekehrt sich nicht scheuen dür-
fen, das in seinsanaloger und kausaler Beziehung Durchleuchtete
nochmals „ganzheitlich“ anzuleuchten und ganzheitsbezogen zu deu-
ten. Die Aufgabe ist zwar nicht neu, aber groß. Wenn E. Gutwenger
sich vor zwanzig Jahren von den durch J. Marechal, G. de Broglie,
H. de Lubac und Karl Rahner eingeleiteten Grundlegungen des
Gottesglaubens eine Neubelebung religionsphilosophischen Denkens
versprechen konnte
1
, so sehen wir uns heute mit Ansichten konfron-
tiert und von Fingerzeigen herausgefordert, denen gegenüber der
Wille, sich auf die p h i l o s o p h i s c h e Erörterung des Gottes-
begriffs und der Gotteswirklichkeit einzulassen, erst neu geweckt
werden muß.
Durch dieses Anliegen gewinnt auch die Neuausgabe der
Religions-
philosophie
auf
geschichtlicher Grundlage
von Othmar Spann neue
Aktualität.
1
E. Gutwenger: Die Religionsphilosophie von Othmar Spann und ihre meta-
physischen Voraussetzungen. (Zeitschrift für katholische Theologie 70, 1948,
S. 456—476.)