Table of Contents Table of Contents
Previous Page  7345 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 7345 / 9133 Next Page
Page Background

423

sem Konzil erörterten Verhältnisses von Kirche und nichtchrist-

lichen Religionen entstanden sind

1

.

Auch in philosophischer Hinsicht wird, wie nicht anders zu er-

warten, manche Überprüfung, Ergänzung, Vertiefung und Neuaus-

richtung der von Spann vorgetragenen Gedanken über Gott und

Religion geboten erscheinen. In welcher Größenordnung das ge-

meint ist, möge folgender Hinweis erläutern. — Heutigem Denken

ist der Begriff von der sogenannten schöpferischen Pause geläufig.

Die viel und wohl viel zu oft angestrebte Pause, welche Kräfte sam-

meln und zu neuem Einsatz befähigen soll, bezieht sich indes doch

nur auf ein „Schaffen“, das kein „Erschaffen“ (= Schaffen aus dem

Nichts) ist, also auf einen neuen Ansatz und eine neue Steigerung

des dem Menschen möglichen Wirkens, welches immer schon Vor-

handenes voraussetzt und bloß neue Formgebung bedeutet, nicht

aber als schlechthinnige Seinsverleihung zu verstehen ist. Spann ent-

wickelt Gedanken, die j e d e s Schaffen als ein Schaffen aus dem

Nichts erläutern

2

. Trotzdem wären göttliches Schaffen und mensch-

liches Schaffen nicht gleichzusetzen. Warum nicht? Spanns Antwort:

Gott schafft nach einem Vorbild, welches er selbst ist beziehungs-

weise welches aus ihm selbst stammt; der Mensch dagegen schafft auf

Grund von Eingebung, bewirkt also etwas Aufgegebenes, das heißt

er schafft nach einem Vorbild, von dem man sagen kann, daß es ihm

selbst anerschaffen wurde. — Kurz, der Spannsche Kreationsbegriff

schillert; er bezieht sich eher auf das Phänomen künstlerischer In-

tuition und „schöpferischer“ Eingebung als auf das Problem, das mit

der Kreation als Seinsfrage gemeint ist. — Ein weiteres Beispiel.

Spann bedient sich des Gedankens von der G a n z h e i t , um die

Gesamtheit des Seins zu erhellen. Der Organismus gilt ihm als Mo-

dell: durch Ausgliederung gelangt die Ganzheit zur Erscheinung und

die einzelnen Glieder bleiben stets der Ganzheit eingewurzelt, was

1

Thomas Ohm: Die Liebe zu Gott in den nichtchristlichen Religionen, 2. Aufl.,

Freiburg 1957. Karl Rahner: Das Christentum und die nichtchristlichen Reli-

gionen, in: Schriften zur Theologie, V., Einsiedeln 1962, S. 136—158. Heinz

R. Schlette: Die Religionen als Thema der Theologie, Freiburg 1963. (Quaestiones

Disputate, 22.) Joh. Feiner: Kirche und Heilsgeschichte, in: Gott in Welt, Fest-

gabe für Karl Rahner, Bd 2, Freiburg 1964, S. 317—345. Raimondo Panikkar:

Religionen und Religion, München 1965. Josef Heislbetz: Theologische Gründe

der nichtchristlichen Religionen, Freiburg 1967. (Quaestiones Disputatae, 33.)

2

Der Schöpfungsgang des Geistes, 2. Aufl., Graz 1969, S. 58 ff.