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gewiesen werden. Selbst wenn die Tatsächlichkeit dieser Phänomene

einwandfrei erwiesen sein sollte, wird es schwierig sein, eine zufrie-

denstellende theoretische Deutung anzubieten. Die Naturdinge mit

„inneren, immateriellen Zentren“

1

vorauszusetzen, ist eine Hypo-

these, zu der man sich beim gegebenen Stand der Naturwissenschaft

und Naturphilosophie schwer entschließen kann. Daß Hellsehen

wahrscheinlich kein parapsychisches Urphänomen ist, sondern mög-

licherweise auf Telepathie zurückgeführt werden darf, erleichtert

den Versuch einer parapsychischen Deutung. Aber Telekinese und

die sonderbaren Materialisationsphänomene bleiben nach wie vor

ein Rätsel.

Den Versuch seiner Religionsphilosophie kennzeichnet Spann

folgendermaßen: „Er ist aus der Problematik der Zeit erwachsen,

will den Gegner im eigenen Lager, der Historie, aufsuchen, überall

die Fühlung mit der neuzeitlichen Bildung halten und die Zugänge

zur Religion durch Rückgang auf ihre ewigen Quellen freilegen“

2

.

In vielem erinnert Spanns Anliegen an Henri Bergsons Bemü-

hungen, die beiden Quellen der Moral und der Religion

3

freizulegen.

Von der Historie her wird verständlich, daß Spann gleich in der

Einleitung mit Anklagen anhebt, wie sie Bergson erhoben hatte:

„ . . . die Vielheit der Religionen, von der uns Geschichte und Ge-

genwart zeugen, kann den Menschen an aller Religion irre machen

und geradezu in einen Abgrund der Verzweiflung stürzen. Diese

Vielheit ist die größte Zumutung an menschliches Begreifen.“

4

Er

sucht das Prinzip, „welches die ungeheure Mannigfaltigkeit und so-

gar das Blutrünstige, Greuelvolle in der Geschichte der Religionen

erklärt“

5

, und findet es in der Magie

6

. Magie ist ihm die Quelle vie-

1

Siehe oben S. 156.

2

Siehe oben S. 406.

3

Les deux sources de la morale et de la religion, deutsch: Henri Bergson: Die

beiden Quellen der Moral und der Religion, Jena 1933, autorisierte Übertragung.

4

Siehe oben S. 7.

5

Siehe oben S. 153.

6

Siehe oben S. 153.