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Endlichkeit — ein Scheinbegriff! Gott und der Geist sind unendlich,
richtiger ü b e r e n d l i c h , die sinnliche Welt ist endlich. Doch
überschreiten solche Betrachtungen den reinen Bereich der Logik. /
XXII.
Der Schluß und die logischen Grundsätze
Durch unsere gesamten Untersuchungen zog sich die Bezugnahme
auf die logischen Grundsätze. Auf dem Wege von der Eingebung
zum Begriffe durch das Urteil und wiederum im Urteile selbst zeig-
ten sich die logischen Grundsätze überall am Werke. Die Lehre von
den Grundsätzen war uns kein für sich allein dastehender Lehr-
begriff, wie das in der formalen Logik der Fall ist, vielmehr stießen
wir immer auf sie, wenn wir auf die Grundfragen zurückgingen und
auch, wenn wir die Unvollkommenheiten und Fehler zu behandeln
hatten. So in der Lehre vom Denken, wo wir die Quelle der logi-
schen Grundsätze entdeckten, indem sich die Stetigkeit des Setzens
und Entgegensetzens als die Einerleiheit, das damit zugleich gegebene
Festhalten der im Gesetzten liegenden Gliedhaftigkeiten als die Mit-
gedachtheit erwies.
Entsprechend konnten wir die Wirksamkeit der Grundsätze im
Begriffe nachweisen, desgleichen im Urteile. Und in den eben behan-
delten Fehlern, die beim Schließen entstehen, drängte sich von selbst
die Rolle der Grundsätze wieder hervor.
Eine selbständige Behandlung der Grundsätze beim Schlusse ist
aus dem Grunde nicht möglich, weil der Schluß nichts anderes als
ein Urteil höherer Ordnung, zugleich ein Miturteil, wie wir es nann-
ten, ist. Was daher beim einfachen Urteile galt, gilt auch vom Urteile
höherer Ordnung, dem Schlußurteile. Grundsätzlich Neues ist darum
nicht hinzuzufügen.
/
XXIII.
Die Entsprechungen des Schlusses in Wissenschaft und Kunst
A. In der K u n s t
Vergegenwärtigt man sich den Schluß als Urteil höherer Ordnung,
welches die in den Vordersätzen verborgenen Begriffselemente ans
Licht bringt, so hat man auch schon die Grundlage für die Antwort
auf die Frage, welche Entsprechung der Schluß in der Kunst findet,
gewonnen.