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Unendlichkeit abnehmender Zeitteile zur Seite — die Geschwindig-

keit des Achilles bleibt aber dabei die gleiche! Die unendlich vielen

Zeitteile einer bestimmten Zeit bilden genau entsprechend eine end-

liche Summe wie die unendlich vielen Raumteile einer bestimmten

Raumstrecke! Da nun die Geschwindigkeit dieselbe bleibt, werden

von Achilles in jedem Augenblicke dieselben, eine endliche Summe

bildenden Raumteile (genau entsprechend den in diesem Augenblicke

enthaltenen unendlich vielen Zeitteilen) zurückgelegt.

Wenn man mit Recht sagen kann, Zenons Schluß beruhe auf der

Unmöglichkeit, die Teilung des unendlich Kleinen zum Abschlusse zu

bringen und dadurch die P a r a d o x i e , d i e i m U n e n d l i -

c h e n l i e g t , offenbar zu machen — so muß man doch hinzu-

fügen, daß dieselbe Paradoxie im unendlich Kleinen der Zeit bestehe;

und daß sich daher beide Paradoxien die Waage halten.

Da in Zenons Schluß angenommen wird, daß sowohl Achilles wie

die Schildkröte in einer bestimmten Zeit je einen bestimmten Raum

durchlaufen, ist in ihm auch tatsächlich anerkannt, daß beide in einer

endlichen Zeitgröße, bestehend aus unendlich vielen, immer kleiner

werdenden Zeitteilen, je eine endliche Raumgröße, bestehend aus un-

endlich vielen, immer kleiner werdenden Raum teilen, durchmessen!

Der Einwand des Aristoteles, in gewohnter genialer Kürze / hin-

geworfen, trifft daher ins Schwarze und widerlegt den „Achilles“

vollständig!

Den inneren Widerspruch im Begriffe des unendlich Kleinen, daß

es eine unendliche Vielheit enthalte und doch eine endliche Größe

darstelle, berührte Aristoteles in jenem Zusammenhange allerdings

nicht und brauchte es auch nicht zu tun. Hierüber ist die Wahrheit

die, daß das, was begrifflich mit einer Null enden muß, ebensowenig

a k t u e l l u n e n d l i c h genannt werden kann, wie das, was be-

grifflich mit dem Unbegrenzten enden müßte, dem unendlich Gro-

ßen. Dieses wäre ein Chaos, Apeiron, Gestaltloses, gerade das, was

unmöglich bestehen kann, das Nicht-Sein. Wahre Unendlichkeit ist

nur im Inneren, im actus purus, im sich selbst setzenden Ich, im Vor-

räumlichen, Vorzeitlichen, Vorsinnlichen; wo dagegen Größe, Raum,

Zeit, Äußerlichkeit ist, da ist Unendlichkeit nur Summierung von