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Hinwendung zur rein ökonomischen Technik (mathematische

Richtungen — Modelltheorie — Ökonometrie).

Viele Verfasser, an ihrer Spitze mit sehr klugen Begründungen Edgar

Salin, gliedern in „anschauliche“ und „rationale“ Theorie: „Wir nennen jene

Theorie, die sich mit Teilerkenntnis begnügt, rationale Theorie, — jene, der es

um Gesamterkenntnis, um Wesenserkenntnis zu tun ist, anschauliche

Theorie... Von hier aus ist leicht zu sehen, daß der Theorientyp Ricardo —

Jevons — Pareto, der die Größenbeziehungen und -Veränderungen im Modell

der statischen Tauschwirtschaft untersucht, seiner eigenen Intention nach

Teilerkenntnis erstrebt und bietet, während der Typ List — Marx — Sombart

auf Gesamterkenntnis der Wirtschaft hinzielt.“

1

Die Spannsche verfahrensmäßige Entgegensetzung

2

„Universalismus —

Individualismus“, deren „gewaltige Bedeutung seit dem Kampf Platons gegen

die Sophistik bis hin zum Kampf der deutschen Romantik gegen die

französische Aufklärung und zum inner- wissenschaftlichen Kampf der

deutschen Wirtschaftslehre sich in aller Geschichte erwiesen hat“ und die in

ihrer „ganzen Tiefe die beiden Grundtypen der Weltanschauung, ja des

Lebens“ erfaßt, die wir kennen, will Salin innerhalb der Wirtschaftslehre nicht

verwenden. Die Wirtschaftslehre wäre „ein solches Außengebiet des

menschlichen Lebens, von der philosophischen oder politischen Mitte so weit

entfernt, daß hier der Gegensatz der Anschauung sich zum bloßen Gegensatz

des Verfahrens (Methode) verflacht und sich infolgedessen entgegen aller

logischen Erwartung Mischformen zeigen, die die Entscheidung schwierig

machen, zu welcher Gattung eine bestimmte Theorie nun eigentlich gehört“

3

.

Alle diese Versuche sind keine Erstunterscheidungen, vielmehr schon

gefolgerte, und befriedigen nur zum Teil. Es sei hier daher die ursprüngliche

Unterscheidung

Spanns

zwischen

individualistischen

und

nichtindividualistischen, also universalistischen Strömungen auch für die

modernen Richtungen der Nationalökonomie beibehalten. Dieser

Einteilungsgesichtspunkt schließt alle anderen Versuche einer Zuordnung ein

und verbürgt gegenüber den anderen die nach wie vor beste Möglichkeit einer

Sichtung der verschiedenen

1

Edgar Salin: Politische Ökonomie, 5. Aufl., Tübingen und Zürich 1967, S.

181.

2

Vgl. oben S. 37 ff. -und S. 220 ff.

3

Edgar Salin: Politische Ökonomie, 5. Aufl., Tübingen und Zürich 1967, S.

176. Es ist allerdings fesselnd, daß Salin der fünften Auflage seiner „Geschichte

der Volkswirtschaftslehre“ nun den Titel „Politische Ökonomie“ gegeben hat,

eine Namensänderung, die uns eine Annäherung der Wirtschaftslehre an die

„politische Mitte“, also an eine soziologischganzheitliche Sicht, zu sein

scheint.