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„genial“ nennt (1. Auflage, 1911, Seite 55); für den Thünen eine der
hervorragendsten Erscheinungen ist, „von denen die Geschichte der
Volkswirtschaftslehre zu berichten weiß. Er hat die nationalökonomische
Wissenschaft nicht nur dogmatisch, sondern auch durch seine eigenartige,
streng deduktive M e t h o d e unschätzbar bereichert“. (1. Auflage, 1911,
Seite 90 f.)
Diese Entdeckung des verfahrensmäßigen Wesenskerns in den jeweiligen
Lehrgebäuden ermöglicht es seiner Lehrgeschichte aber nicht nur, den
Zusammenhang der Lehrgebäude untereinander zu erkennen, sondern ist der
eigentliche Grund der pädagogischen Wirksamkeit seiner „Haupttheorien“
und damit ihres großen Erfolges.
Es sind später in unserem Wissenschaftsbereiche zweifellos bedeutende
lehrgeschichtliche Werke geschaffen worden, keines jedoch konnte dem
Studierenden, dem in die Volkswirtschaftslehre Einzuführenden, jene klare
Überschau der Lehrrichtungen, der Grundfragen und der Problementfaltung
unserer Wissenschaft vermitteln wie die „Haupttheorien“. Diese innere
Überschaubarkeit verlor das Buch auch nicht, als aus den 132 Seiten der ersten
Auflage des Jahres 1911 259 Seiten der letzten Auflage des Jahres 1949 gewor-
den waren.
Gerade hier zeigte sich sehr früh schon die Größe Spanns als akademischer
Lehrer und Vortragender.
Diese die Eigenart und den Erfolg seines Buches begründende Richtung
des Denkens hat Spann von der ersten bis zur letzten Auflage unbeirrt
festgehalten, aber fast von Auflage zu Auflage ist der Inhalt des Buches
bereichert worden, ist auch sein Umfang gewachsen
1
.
Es wäre fesselnd, der inneren Anreicherung der „Haupttheorien“ in der
Folge ihrer Auflagen nachzuspüren. Es würde allerdings dieses Nachwort
sprengen. Aber in gewissem Sinne ist diese Geschichte der „Haupttheorien“ —
trotz deren unverändert gleicher geistiger Gesamtausrichtung -— zugleich
auch eine Widerspiegelung der Entfaltung des wirtschaftswissenschaftlichen,
ja auch des gesellschaftswissenschaftlichen Lehrgebäudes von Spann, in
gewisser Hinsicht von dessen Gesamtwerk.
Besonders schön zeigt sich das etwa an dem von der fünften Auflage (1919) an
den „Haupttheorien“ beigegebenen Anhang „Wie
1
Wir führen als Beispiel an: 1. Auflage 1911, 1.—5. Tausend: VIII + 132
Seiten; 2. vermehrte Auflage 1916, 6.—10. Tausend: 156 Seiten; 5. wesentlich
vermehrte Auflage 1919, 21.—25. Tausend: 176 Seiten; 9. abermals vermehrte
Auflage 1922, 41.—45. Tausend: 184 Seiten; 12. bis 15. abermals vermehrte
Auflage 1923, 56.—75. Tausend: XI + 207 Seiten; 16. neubearbeitete Auflage
1926, 76.—80. Tausend: XVI + 223 Seiten; 20. neuerdings durchgesehene
Auflage 1930, 96.—100. Tausend (Jubelausgabe): XVI + 232 Seiten; 25. und 26.
Auflage (jetzt nicht mehr Leipzig, sondern Heidelberg) 1949, 121.—130.
Tausend: XV + 259 Seiten.