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Denkvorgang selbst ihren Grund, sondern darin, daß der W i l l e
es ist, welcher dem Denken das Beweisziel angibt“
1
.
Einen eigenen Abschnitt widmet Spann der Kritik der Versuche,
die Logik nach dem Vorbild der Mathematik, oder der exakten
Naturwissenschaften aufzubauen. Er weist nach, daß weder die
Alleinherrschaft der i n d u k t i v e n Methode, wie sie Francis
Bacon und John Stuart Mill proklamierten, noch der Versuch der
Logistiker, die Logik nach dem Vorbild der Nichteuklidischen Geo-
metrien („die man ein bloßes Gedankenexperiment nennen könnte“
2
aus A x i o m e n abzuleiten, das Wesen der Logik verfehlen, da
die Axiome der Einzelwissenschaften kein L e t z t e s sind, auf die
man die logischen Prinzipien zurückführen könnte. Diese liegen
vielmehr den Axiomen der Einzelwissenschaften zugrunde und sind
selbst wieder in der dem Sein adäquaten Struktur des Denkens
fundiert.
Ihren Abschluß findet die Ganzheitliche Logik in der Theorie der
Verfahren. Diese gliedern sich nach dem Unterschied der D e n k -
w e i s e n i n : a n a l y t i s c h - d e d u k t i v e u n d i n d u k t i v -
s y n t h e t i s c h e Verfahren,
nach dem Unterschied ihrer G e g e n s t ä n d e u n d S a c h b e -
r e i c h e i n : g a n z h e i t l i c h e , g a n z h e i t l i c h e f e r n e r
O r d n u n g
(oder
exakt
naturwissenschaftliche)
und
ge-
s c h i c h t l i c h e Verfahren.
Deduktiver und induktiver Verfahren bedarf j e d e Wissenschaft.
Die ganzheitlichen Verfahren mit ihren Ausgliederungsordnun-
gen und ihren Leistungs- und Rangbegriffen sind die Verfahren der
Geistes- und der biologischen Wissenschaften.
Im Bereich der anorganischen Natur ließen sich bis heute unmit-
telbar ganzheitliche Ordnungen und Strukturen nicht erkennen.
„Dies ist“, wie Spann es ausdrückt, „der Grund dafür, daß die Na-
turwissenschaft sich an die rein mengenmäßigen Merkzeichen der
Erscheinungen halten muß“
3
.
Ordnung und Gesetzlichkeit der anorganischen Welt ließ sich
1
Siehe oben S. 252.
2
Siehe oben S. 25S.
3
Siehe oben S. 275.