291
stungsanalytischen Ausrichtung auch die Ergebnisse der neueren Entwicklung
der Preistheorie und der gesamten Katallaktik dienstbar zu machen, indem sie
im wesentlichen um eine allgemeine Theorie des Standortes ringt.
1.
Die S t a n d o r t l e h r e a l s G l e i c h g e w i c h t s t h e o r i e
Diese Sonderstellung der Standorttheorie zeigt sich, abgesehen von
Heinrich von Thünen, bereits — dann wiederum lange vergessen — bei dem
an sich mathematisch ausgerichteten Wilhelm Launhardt (1832—1918)
1
; sie
kommt weiter zum Ausdruck und wird fortgesetzt in der Erweiterung der
industriellen Standortlehre Alfred Webers durch Oskar Engländer
2
, Andreas
Predöhl, Hans Ritschl, Bertil Ohlin, Hans Weigmann, Tord Palander, vor allem
aber durch Walter Christaller
3
und August Lösch
4
. Lösch will die Inter-
dependenz aller Standorte erfassen und deren Gleichgewicht in einem System
von Gleichungen darstellen.
Die stärkste Annäherung an die modernen Gleichgewichtstheorien
vollziehen für die Standortlehre Leonhard Miksch
5
, Walter Isard
6
, Louis
Lefeber
7
und Edwin von Böventer
8
.
2.
L e i s t u n g s a n a l y t i s c h e V e r s u c h e z u r
S t a n d o r t l e h r e
Die starke Gegenbewegung gegen diese Versuche, die Standortlehre ganz
oder teilweise als Gleichgewichtstheorie zu begründen, die in der letzten Zeit
aufgekommen ist, mündet wiederum ein in eine leistungsanalytische
Betrachtung des Fragenkreises. Meist setzen diese Autoren an der reinen
Standortlehre Alfred Webers an;
1
Wilhelm Launhardt: Mathematische Begründung der Volkswirt-
schaftslehre (Leipzig 1885), Neudruck Aalen 1963, S. 149 ff.
-
Oskar Engländer: Theorie des Güterverkehrs und der Frachtsätze, Jena
1924.
3
Walter Christaller: Die zentralen Orte in Süddeutschland, Jena 1933.
4
August Lösch: Die räumliche Ordnung der Wirtschaft (Jena 1940),
3.
Aufl., Stuttgart 1962; Eine neue Theorie des internationalen Handels, in:
WA 50 (1939/11), S. 308 ff.
5
Leonhard Miksch: Zur Theorie des räumlichen Gleichgewichts, in: WA
66 (1951).
6
Walter Isard: Location and Space-Economy. A General Theory Relating
to Industrial Location, Market Areas, Land Use, Trade and Urban Structure
(1956), 2. Aufl., New York 1960.
7
Louis Lefeber: Allocation in Space, Production, Transport and
Industrial Location, Amsterdam 1958.
8
Edwin v. Böventer: Theorie des räumlichen Gleichgewichtes, Tübin-
gen 1962 = Schriften zur angewandten Wirtschaftsforschung 5.