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2. Die a n g l i k a n i s c h e G r e n z n u t z e n l e h r e

Noch entschiedener als in der Lehre vom allgemeinen Gleichgewicht der

Lausanner Schule (zu der außer Walras und Pareto etwa noch Enrico Barone,

Maffeo Pantaleoni, Luigi Amoroso, Gaétan Pirou, Georges Bousquet zu zählen

sind)

wird

in

der

G r e n z n u t z e n l e h r e

a n g l o - a m e r i k a n i s c h e r P r ä g u n g um eine „Objektivierung“ der

Theorie gerungen. Angesichts der Tradition der anglikanischen

Nationalökonomie geschieht dies in der Richtung einer gewissen

Wiederaufnahme des Kostengedankens der Klassiker.

a. William Stanley Jevons

Dies ist im Ansatz bereits beim Gründer der englischen Grenz-

nutzenschule, William Stanley Jevons (1835—1882)

1

, gegeben, der schon 1862

und dann in seiner „Theory of Political Economy“, 1871, die entscheidenden

Lehrstücke vom Grenznutzen selbständig entwickelte. Einen Brückenschlag

zwischen der Wertlehre von Jevons zur klassischen Kostenwertlehre

ermöglichte die Umdeutung des Kostenbegriffes der Klassiker in jenen des

Mißnutzens (disutility = Nutzenentgang) oder des Arbeitsleides (besonders

durch Alfred Marshall).

Die Fassung, die Jevons in seiner „Theorie der Arbeit“

2

diesem Gedanken

gibt, ist folgende: Bei Gegenüberstellung der Arbeitslust- und -unlustkurve mit

der Kurve des Nutzengrades der Leistung gibt es einen Punkt, bei dem „das

gewonnene Lustgefühl dem mit der Arbeit verbundenen Unlustgefühl genau

gleich ist“, jenen der „Grenzäquivalenz von Arbeit und Nutzen“. Der Mensch

setzt demnach seine Arbeit so lange fort, solange er durch sie einen Gewinn

erzielt oder bis „der Nutzenzuwachs einer jeden Beschäftigungsweise den

Arbeitsleidzuwachs gerade ausgleicht“

3

. Die mathematische Fassung für diese

Grenzäquivalenz von Arbeit und Nutzen bzw. für die Gleichheit der letzten

Zuwachsstücke des Nutzens (du) und des Mißnutzens in der letzten

Zeiteinheit (dl) lautet:

dl

dx

du

-

= - . -

dt

dt

dx

t = die Dauer der Arbeit,

dl

—= der Grad des Arbeitsleides,

dt

1

William Stanley Jevons: The Theory of Political Economy (1871),

5. Aufl., London 1913, deutsch von Otto Weinberger: Die Theorie der Po-

litischen Ökonomie (= SsM, Bd 23), Jena 1924.

2

Arbeit ist jede mühevolle Anstrengung des Körpers und des Geistes,

„welche man teilweise oder gänzlich mit Hinblick auf ein künftiges Gut auf

sich nimmt“ (a. a. O., S. 158 ff.).

3

William Stanley Jevons, a. a. O., S. 175.