Table of Contents Table of Contents
Previous Page  782 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 782 / 9133 Next Page
Page Background

296

durch Berücksichtigung der Substitution und Komplementarität der

Güter,

durch eine Monopoltheorie,

durch Anwendung der allgemeinen Gleichgewichtstheorie auch in der

Außenhandelslehre,

durch die Funktion zur Bestimmung der Einkommensverteilung (das

„Paretosche Gesetz“). Pareto versucht den statistischen Nachweis, daß die

personelle Einkommensverteilung auf lange Sicht trotz struktureller und

sonstiger Unterschiede der einzelnen Volkswirtschaften ein sehr ähnliches

Bild zeige. Er sieht folgende Beziehung zwischen Einkommensverteilung und

Gesamteinkommen: Die Ungleichheit in der Einkommensverteilung

verringere sich, wenn das Gesamteinkommen schneller wachse als die

Bevölkerung einer Volkswirtschaft; der Grad der Ungleichheit der

Einkommensverteilung nehme jedoch zu, wenn das Gesamt- bzw.

Durchschnittseinkommen sinke.

Es ist aber fraglich, ob seine Lehrstücke — vor allem die Theorie der

Wahlakte mit dem Verfahren der Indifferenzkurven (siehe oben); die

Ersetzung des Grenznutzens und des Walrasschen rareté- Begriffes durch den

der „ophélimité“ — wirklich entscheidend Neues brachten.

Es ist bedeutsam, daß gerade Pareto das beiden .Hauptvertretern der

Lausanner Schule gemeinsame mathematisch-funktionale Verfahren, den

Versuch, die Interdependenzen innerhalb der Wirtschaft und deren

durchgängiges Gleichgewicht bei vollständiger Konkurrenz gewissermaßen in

eine einzige mathematische Formel — eine Art Laplacesche Formel für die

Welt der Wirtschaft — oder wenigstens in ein logisch geschlossenes .System

von solchen Formeln zu bannen, durch ein ganz anderes, nämlich ein

soziologisches Verfahren, ergänzt wissen wollte. Dadurch sollten die

Einseitigkeit der rationalen Methode in der Wirtschaftswissenschaft (der

„absoluten“

Ökonomik)

überwunden

und

die

nicht-logischen

Verhaltensweisen der Menschen, die „Residuen“ und die „Derivationen“

1

,

erklärt werden; im besonderen in seiner Lehre von der „Zirkulation der

Eliten“ auf politischer, wirtschaftlicher und ideologisch-geistiger Ebene

2

.

1

Gefühlsmanifestationen; sachlich nicht gerechtfertigt, rational nicht

begründet.

2

Vilfredo Pareto: Trattato di sociologia generale (2 Bde 1916), 3 Bde,

2.

Aufl., Florenz 1923, deutsch: Allgemeine Soziologie. Ausgewählt, ein-

geleitet und übersetzt von Carl Brinkmann, besorgt von Hans Wolfram

Gerhard, Tübingen 1955; Manuale di economia politica (1906), 2. Aufl.,

Mailand 1921. — Hans Wolfram Gerhard: Vilfredo Pareto, in: HdSw 8 (1964),

S. 204—208. — Gottfried Eisermann: Vilfredo Pareto als Nationalökonom und

Soziologe, Tübingen 1961 = In der Reihe: Recht und Staat, Bd 236/237. —

Hans Wolfram Gerhard: Gleichgewicht als sozialwissenschaftliches Modell

bei Vilfredo Pareto, in: JfSw 4/10 (1959).