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mal, wie die Eingebung, als eigener Inhalt in Erscheinung. Es gibt

einen Eingebungsinhalt, aber keinen Rückverbundenheitsinhalt. Die

Rückverbundenheit oder Befaßtheit des Schönen kommt nur in der

Beschaffenheit des am Schönen innerlich Empfundenen zur Geltung.

Am ehesten kann sie mit der mystischen Beschaffenheit eines Be-

wußtseinsinhaltes verglichen werden.

Wir sprechen von „Unmittelbarkeit“; aber eine Art von Ver-

mittlung mag allerdings darin gesehen werden, daß erstens die

jeweils dazugehörige Sinneserfahrung als V o r b e d i n g u n g des

Innewerdens des Schönen nötig sei (wie das Beispiel des Blinden,

der von der Farbe redet, lehrt); und daß zweitens auch die begriff-

liche Erklärung eines Kunstwerkes ebenfalls Vorbedingungen zur

Erfassung, Innewerdung des Schönen in seiner Rückverbundenheit

wie Eingebungsgrundlage schaffen kann. Indem nämlich durch die

begriffliche Erklärung die Eingebungsgrundlage klarer hervorgeho-

ben wird, kann auch das Rückverbundenheitsbewußtsein leichter

geweckt werden. Aber dieses Innewerden von Eingebung und Rück-

verbundenheit selbst ist wieder ein unmittelbares, es muß wie ein

Blitz treffen, uns „aufgehen“, packen, ergreifen.

Indem Kant auch das klassische Wort sprach, das Schöne gefalle

„ohne Begriff“; es könne also nicht durch Wissen erfaßt werden;

ist eigentlich verborgen schon die Bestimmung, daß es unmittelbar

gefalle, enthalten. In diesem Sinne darf man sogar sagen, seit Kant

sei die Bestimmung, das Schöne gefalle unmittelbar, Gemeingut der

idealistischen Ästhetik gewesen, wenn auch allerdings nur halb-

bewußt, nicht ausdrücklich hervorgehoben.

IL Folgerungen aus der Unmittelbarkeit

Aus dem Begriffe der Unmittelbarkeit, wie wir ihn bisher ent-

wickelten, folgt vor allem die Abweisung des Subjektivismus und

sogenannten Psychologismus.

Seit Kant spricht man herkömmlicherweise vom „Gefallen“ am

Schönen; denn schön sei, „was uninteressiert g e f ä l l t“. Wäre

aber das Wohlgefallen nur an schwankende, willkürliche und ich-

haft-wechselnde Seelen Vorgänge gebunden; dann wäre auch die Ver-

bindlichkeit des Schönen preisgegeben. Bei Kant ist allerdings das

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