257
mal, wie die Eingebung, als eigener Inhalt in Erscheinung. Es gibt
einen Eingebungsinhalt, aber keinen Rückverbundenheitsinhalt. Die
Rückverbundenheit oder Befaßtheit des Schönen kommt nur in der
Beschaffenheit des am Schönen innerlich Empfundenen zur Geltung.
Am ehesten kann sie mit der mystischen Beschaffenheit eines Be-
wußtseinsinhaltes verglichen werden.
Wir sprechen von „Unmittelbarkeit“; aber eine Art von Ver-
mittlung mag allerdings darin gesehen werden, daß erstens die
jeweils dazugehörige Sinneserfahrung als V o r b e d i n g u n g des
Innewerdens des Schönen nötig sei (wie das Beispiel des Blinden,
der von der Farbe redet, lehrt); und daß zweitens auch die begriff-
liche Erklärung eines Kunstwerkes ebenfalls Vorbedingungen zur
Erfassung, Innewerdung des Schönen in seiner Rückverbundenheit
wie Eingebungsgrundlage schaffen kann. Indem nämlich durch die
begriffliche Erklärung die Eingebungsgrundlage klarer hervorgeho-
ben wird, kann auch das Rückverbundenheitsbewußtsein leichter
geweckt werden. Aber dieses Innewerden von Eingebung und Rück-
verbundenheit selbst ist wieder ein unmittelbares, es muß wie ein
Blitz treffen, uns „aufgehen“, packen, ergreifen.
Indem Kant auch das klassische Wort sprach, das Schöne gefalle
„ohne Begriff“; es könne also nicht durch Wissen erfaßt werden;
ist eigentlich verborgen schon die Bestimmung, daß es unmittelbar
gefalle, enthalten. In diesem Sinne darf man sogar sagen, seit Kant
sei die Bestimmung, das Schöne gefalle unmittelbar, Gemeingut der
idealistischen Ästhetik gewesen, wenn auch allerdings nur halb-
bewußt, nicht ausdrücklich hervorgehoben.
IL Folgerungen aus der Unmittelbarkeit
Aus dem Begriffe der Unmittelbarkeit, wie wir ihn bisher ent-
wickelten, folgt vor allem die Abweisung des Subjektivismus und
sogenannten Psychologismus.
Seit Kant spricht man herkömmlicherweise vom „Gefallen“ am
Schönen; denn schön sei, „was uninteressiert g e f ä l l t“. Wäre
aber das Wohlgefallen nur an schwankende, willkürliche und ich-
haft-wechselnde Seelen Vorgänge gebunden; dann wäre auch die Ver-
bindlichkeit des Schönen preisgegeben. Bei Kant ist allerdings das
Spann 19