258
Schöne Gegenstand des „allgemeinen“ und „notwendigen“ Wohl-
gefallens. Die Empiristen benutzten das „Wohlgefallen“ aber dazu,
es mit „Gefühlen“ subjektiver Art gleichzusetzen und das Schöne
so auf Subjektives und Seelenkundliches zu gründen; was dann mit
dem Biologischen, der „Einfühlung“ und „Illusion“ zusammenging.
Anders, wenn man erkennt, daß die Schönheit sich als Rückver-
bundenheit (der Eingebung und Gestaltung) u n m i t t e l b a r
kundgebe!
Da nämlich der Mensch selbst Ideenführer ist und als solcher alle
Ideen in sich trägt, sie daher in sich zu erwecken vermag, ist diese,
durch Sinneswahrnehmung und den jeweils vorhandenen Geistes-
inhalt nur vermittelte oder vorbedingte E r w e c k u n g kein sub-
jektiver und bloß gefühlsmäßig bedingter Vorgang, sondern ein
unmittelbarer, objektiver, überindividueller.
Demgemäß ist das Innewerden des Schönen zwar an gewisse Vor-
aussetzungen seitens des Ich gebunden (der Blindgeborene kann
nicht von der Schönheit der Farben sprechen), die Übersubjektivi-
tät des Schönen besteht aber dennoch. Das Urteil über das Schöne
wird daher zwar wechseln, wie früher betont, aber nicht aus Grün-
den des sogenannten Psychologismus und des Empirismus über-
haupt.
Wenn das geschichtliche und tatsächliche Urteil über das Schöne
schwankt, so folgt daraus noch kein Relativismus der Schönheit.
Es zeigte sich, daß vielmehr der Begriff der Eingebungsnähe wie für
die logische Wahrheit so auch für die künstlerische Wahrheit, das
ist für die Schönheit, grundlegend sei.
Die angeborene Eingebungskraft und Eingebungsnähe, der ver-
schiedene Grad innerer Ausbildung, besonders auch die Vertrautheit
mit den Werken der Kunst selbst — das alles ist mitbedingend da-
für, daß die unmittelbare Erfassung der dem Kunstwerke zugrunde-
liegenden Eingebung in ihrer Rückverbundenheit und Gestaltung
erfolgen könne.