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nehmen sinnlichen Eindruckes, sondern wegen ihrer inneren Leere

und Eingebungsschwäche oder auch wegen ihrer — Dämonie

nicht zum Schönen gehört. Im letzteren Falle nicht, weil Dämonie

einen Mangel in der Rückverbundenheit der gestaltenden Einge-

bung in sich schließt. Ohne Rückverbundenheit kann aber das

Schöne nicht bestehen.

Wenn also auch, wie ausdrücklich festzustellen, die Eingebung zu

ihrer Gestaltung sinnlicher Darstellungsmittel bedarf (der Mittel

fremder Ebene, wie wir sie nannten), z. B. die Eingebung heiterer

Art heller, jene düsteren Inhaltes dunkler Farben, daher sie einem

Blindgeborenen mit Hilfe solcher sinnlicher Mittel, der Farben,

nicht zur Erscheinung gebracht werden könnte; so ist dennoch die

Eingebung und deren geistige Grundgestalt vom Gestaltungsmittel,

hier der Farbe, dem Wesen nach verschieden.

Dies liegt am Tage. Nur den Empiristen, sofern sie zuletzt alles

von den Sinneseindrücken ableiten, wird es niemals klar zu machen

sein. Dafür kann allerdings dem Empirismus ausschließlich der Na-

turalismus Kunst sein, also gerade das, wo die Kunst schon auf-

gehört hat.

Nur dort, wo die Oberflächenwahrheit zur Wesenswahrheit er-

hoben wird, im Empirismus, verwandelt sich das Angenehme in das

Schöne.

II.

Das Verhältnis des Schönen zum Wahren

Es ist mit dem Gesagten ebenfalls schon erklärt. In verschiedenen

Zusammenhängen betonten wir, wie zwar die Eingebung im Schö-

nen und im Wahren dieselbe sei; im Schönen aber gestaltet, im

Wahren dagegen vergegenständlicht, objektiviert werde. Die Ver-

gegenständlichung begründet das Wissen (dessen Wahrheit durch das

getreue Festhalten der Eingebung in der Erfassung und Verarbei-

tung verbürgt wird); die Gestaltung begründet die Kunst (in der

das Schöne ebenfalls durch getreues, ebenbildliches Festhalten am

Eingebungsgehalte entsteht).

Das Zugrundeliegen der Eingebung ist es auch allein, wodurch

das Schöne „Einheit in der Mannigfaltigkeit“ bewahrt; und

wo-

durch

die Gestalt „Ausgliederung“ wird, eben damit aber „Gefüge“,

Entsprechung im inneren Aufbau erhält.