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der menschlichen S e e l e . . S t u t t g a r t 1851, Seite 125. Spann führt sie
nach Daumers „Der Tod des Leibes — kein Tod der Seele“ (vgl. oben
Seite 136, Zeile 37 f.) an, wo sie sinngemäß, aber nicht ganz wortgetreu
wiedergegeben wird. Die Sperrungen stammen von Daumer.
Seite 138, Zeile 15: „der Zukunft“ für „der Unsterblichkeit“ nach der
Kant-Ausgabe von Ernst Cassirer, Band 2, Vorkritische Schriften, Berlin
1912, Seite 390. Eine andere Lesart gibt es nach der genannten Ausgabe
nicht.
Seite 139, Zeile 11 f.: In H3b liegt hier ein Zettel mit dem folgenden
Einschub bei, der nach Zeile 11 angeschlossen werden sollte:
„ D e r Z e r s t r e u e r : Woher aber der Schwund des Herzens?
Der S a m m l e r : Die letzte Schuld sehe ich im Überwuchern
des Rationalismus. Wo sich der Mensch u n g e t e i l t dem Schicksal,
dem Leben, der Natur hingiebt, wie wir es z. B. in den alten Helden-
liedern sehen, zweifelt er an dem Höheren und seiner Verbundenheit
mit diesem nicht. Die trotzigsten Helden beugen sich den höheren
Mächten in frommer Verbundenheit, wie der herrliche Dulder Odys-
seus, Wolframs Parzival und selbst der finstere Hagen.
Erst wo sich der Mensch allzusehr t e i l t und über dem Äußerlich-
Utilitarischen zu blinder Sucht und einseitigem Rationalismus kommt,
wie im ausgehenden Altertum, der Renaissance und Neuzeit, erst da
verblaßt die Seelenstärke, die das Verbundensein mit dem Höheren,
den Glauben, in sich schloß.
Der Z e r s t r e u e r : Wer nicht an ein Schicksal glaubt, das fühl’
ich, der weiß sich nicht von der Gottheit umfangen, dem ist Mark
und Bein geraubt.
Der S a m m l e r : Ja, der Rationalismus zehrt am innern Mark
der Lebensfülle.“
Seite 139, Zeile 14ff.: Die Anführung stammt aus Friedrich Rückerts
„Ghaselen Mewlana Dschelaleddin Rumis“.
Seite 139, Zeile 28 ff.: Die Eckehart-Stelle (Meister Eckhart, heraus-
gegeben von Franz Pfeiffer, Leipzig 1857, LXV. Predigt, Seite 204) über-
setzt Josef Quint (Meister Eckehart, Deutsche Predigten und Traktate,
München 1955, Seite 184): „Und wiederum ist kein Leben so schlimm
noch so beschwerlich, daß der Mensch nicht dennoch leben wolle...
Warum issest du? Warum schläfst du? Auf daß du lebest... Aber:
Warum lebst du? Um des Lebens willen, und du weißt dennoch nicht,
warum du lebst. So begehrenswert ist das Leben in sich selbst, daß man
es um seiner selbst willen begehrt. Die in der Hölle sind, in ewiger
Pein, selbst die wollten ihr Leben nicht verlieren, weder die Teufel noch
die Seelen, denn ihr Leben ist so edel, daß es unvermittelt von Gott
in die Seele fließt. Weil es so unmittelbar von Gott fließt, darum wollen
sie leben. Was ist Leben? Gottes Sein ist mein Leben. Ist denn mein
Leben Gottes Sein, so muß Gottes Sein mein sein und Gottes Wesenheit
meine Wesenheit, nicht weniger und nicht mehr. Sie leben ewig bei
Gott, ganz gleich bei Gott, weder darunter noch darüber. Sie wirken
alle ihr Werk bei Gott und Gott bei ihnen." Warum Othmar Spann zu
„viende“ (Zeile 33) „(Hauch)“ hinzusetzte, ist nicht erklärlich.