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gebungen quillt. Wer die Ideenwelt leugnet, muß die Eingebung

ablehnen; wer die Eingebung ablehnt, die Ideenwelt leugnen! Hier

scheiden sich die Geister der Philosophie.

Aber nicht alle „Eingebungen“ entstammen der Ideenwelt. Wem

etwas Vergessenes wieder „einfällt“, braucht dazu nicht (wenigstens

nicht unmittelbar) die Ideenwelt. Ein solcher Einfall kommt aus dem

Unbewußten des Geistes, aber noch aus der subjektiven Ebene,

nämlich aus dem Gedächtnis. Was in diesem aufbewahrt ist, ruht im

Schoße der (subjektiven) Ganzheit. Es hat kein aktuelles Dasein,

solange es nicht gedacht, das heißt wiederausgegliedert wird. Weil der

denkende Geist es aber wiedererkennen muß und es in nicht ganz

gleicher Form erscheint, sondern in einem irgendwie veränderten

Gesamtzusammenhang, und weil es stets neu in das gesamte Weltbild

eingegliedert werden muß, ist dies nicht ganz ohne eine schöpferische

Synthese, ohne Hilfseingebungen möglich. Es gibt kein Denken ohne

wenigstens eine Spur von Schöpfertum! Der „Schöpfungsgang des

Geistes“ offenbart es uns als ein „Schaffen aus Geschaffenwerden“

und macht einsichtig, daß das immerwährende Neugeschaffenwerden

des Geistes durch nichts anderes geschieht als durch die Eingebung.

Alle aufgezeigten Geistesschichten sind am Zustandekommen der

menschlichen Schöpfungen beteiligt, und daher ist der Geist des

Menschen in die entsprechenden Bewußtseinsschichten gegliedert.

Dem übersinnlichen Eingebungsgrund ist der Geist innerlich zuge-

kehrt durch das ü b e r s i n n l i c h e B e w u ß t s e i n . Dem „Du“

(dem Gezweiten), ohne welches ein menschlicher Geist zu schaffen

nicht imstande wäre, ist er verbunden durch das G e z w e i u n g s -

b e w u ß t s e i n . Auf die dem Geiste zuteil werdende Eingebung

muß er ausgerichtet sein durch das auf E i n g e b u n g b e -

r u h e n d e B e w u ß t s e i n , die er sich nur aneignen kann durch

ein ausgliederndes G e g e n s t a n d s b e w u ß t s e i n (Wissen)

und ein das Entgegengesetzte wieder zusammenfügendes Ge-

s t a l t u n g s b e w u ß t s e i n (Kunst). Die der äußeren Natur

und der eigenen Leiblichkeit entsprechenden Bewußtseinsschichten

sind die ä u ß e r e u n d d i e i n n e r e S i n n l i c h k e i t . Das

alles Erkennen und Handeln begleitende und mitbestimmende Voll-

kommenheitsstreben entspringt dem Vollkommenheits- oder dem

s i t t l i c h e n B e w u ß t s e i n . Das ausführende Tun selbst