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Und ein solches Schaffen ist auch das Schaffen des Geistes. Aus

dem Nichts ruft er seine Schöpfung. Er „ruft“ sie im eigentlichen

Sinne des Wortes; denn er gibt ihnen damit ihre Namen. Name ist

Begriff, Name ist Benennung des Geschaffenen. Das aber ist geistiges

Schaffen. Darum heißt es in der Genesis, der Mensch habe allen

Geschöpfen ihre Namen gegeben. Dadurch wurde er zum Mitschöpfer

dieser Welt. „Im Anfange war das Wort . . . Alles ist durch es gewor-

den, und ohne es ist nichts geworden.“

B . D i e A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g d e s s u b j e k t i v e n

G e i s t e s ( D e r S c h ö p f u n g s g a n g d e s G e i s t e s )

„Erkenne Dich selbst“, so erkennst du die Welt als ein Ebenbild

deines Geistes, ja mehr noch: als ein Ebenbild ihres Schöpfers. Das

ist der Sinn einer idealistischen Geisteslehre, wie sie Spann nicht bloß

als eine „Psychologie“ (der sie der herkömmlichen Terminologie

nach entsprechen würde), sondern als eine ins Übersinnliche vor-

stoßende „Pneumatologie“ entworfen hat. Der Geist ist das Innerste

der Schöpfung: er eröffnet uns als des Schöpfers eigentliches Eben-

bild sogar einen Blick in dessen Schöpfungswerk. Denn der Geist ist

nur lebendig, sofern er selbst ein schaffender ist. Der „Schöpfungs-

gang des Geistes“ ist dafür nicht nur ein getreuer Spiegel; er zeigt

auch die inneren Haltestellen und somit die Leistungsstufen des

geistigen Schöpfungsprozesses an. Hier verbindet sich Metaphysik

mit strenger Analytik. Denn die unbestechlichste Analyse in jeder

Ganzheit ist die ihrer Leistungen. L e i s t u n g s g e f ü g e i s t

W e s e n s g e f ü g e . Aus ihm erst kann jene Geistesstruktur, die

allen idealistischen Geisteslehren mehr oder weniger bewußt zu-

grunde liegt, in voller Klarheit erkannt werden.

Wie eröffnen sich uns die Leistungsschichten des Geistes? Als

Glied eines höheren Ganzen kann der Einzelgeist nur in Anknüpfung

an das schaffen, was ihm von diesem Ganzen aufgegeben ist. Es ist

die E i n g e b u n g . Sie ist sein „Geschaffenwerden“. Allentschei-

dend ist dabei für Spann die so selbstverständliche und zugleich so

fruchtbare und weiterführende Erkenntnis, daß des Geistes Ge-

schaffenwerden immer und überall eben nichts anderes ist als die