384
nendsten und aktuellsten Fragen unserer Zeit, nämlich die sinnvolle
Gestaltung und konkrete Bewältigung weltwirtschaftlicher „Ent-
sprechungszusammenhänge“ in einem umfassenden Sinne, als Bedin-
gung einer auf organisierter Basis nachhaltig gewährleisteten Frucht-
barmachung der Leistungspotenzen einer zunehmenden weltweiten
Interdependenz der Volkswirtschaften. Dafür gilt es, im Sinne
echter „organisierender Leistung“ als eines, mit Spann, noch aus-
stehenden „Anbaues des Feldes“, die Voraussetzungen weitgehend
erst noch zu schaffen, wie die aktuelle Diskussion um eine soge-
nannte „Neue Internationale Wirtschaftsordnung“ oder die Proble-
matik eines „Nord-Süd-Dialoges“ in all seinen Konsequenzen so
plastisch aufzeigen. Für die Wirtschaftswissenschaft bedeutet dies
eine im Sinne Spanns (vgl. Bd 3, 324)
25
nach wie vor zukunfts-
weisende, ja geradezu schicksalshafte Herausforderung und Auf-
gabenstellung, wie etwa der Soziologe Daniel Bell in einer einschlä-
gigen Betrachtung neuerdings betont: daß nämlich angesichts der
Realität wachsender Interdependenz unserer nachindustriellen
Gesellschaften und damit gegebener Zwänge es zunehmend not-
wendig sei, daß „. . . ,jemand' sich der Aufgabe unterziehe, über
das System ,als ganzes' nachzudenken“
26
.
Über all dem hier schlaglichtartig in seinen durchaus aktuellen
und zukunftsweisenden Bezügen Aufgezeigten bleibt zuletzt jedoch
als das eigentlich Zeitgemäße, weil im geistig tieferen Sinne Unver-
gängliche, das von Anbeginn für die universalistisch-ganzheitliche
25
Vgl. auch Othmar Spann: Die Weltwirtschaft nach individualistischem und univer-
salistischem Lehrbegriffe, in: Weltwirtschaftliches Archiv, Bd 30, Jena 1929 (Wiederab-
druck in Gesamtausgabe, Bd 7, S. 75 ff.); weiters J. Hanns Pichler: Der Individualismus
in der Wachstumstheorie und seine Folgen. Neue Ausblicke der Entwicklungspolitik, in:
Zeitschrift für Ganzheitsforschung, Jg 18, Heft 1, Wien 1974; sowie ders.: Entwicklung
und Entwicklungsstrategien vor den Konturen einer neuen Weltwirtschaftsordnung. Einige
grundlegende Betrachtungen zu einem „Nord-Süd-Dialog“ im Nachklang zu Unctad IV, in:
Internationale Entwicklung. Berichte — Forschung — Dokumente, Nr 1, Wien 1977; ferner
Umar R. von Ehrenfels: Nord-Süd-Polarisation als ganzheitliches Phänomen, in: Zeitschrift
für Ganzheitsforschung, Jg 11, Heft 3, Wien 1967.
26
Daniel Bell: The Interaction of Economics and Politics, in: Economic Impact. A
quarterly review of world economics, No 22, Washington 1978, S. 73 ff., bes. S. 74; vgl.
weiters ders.: The Coming of Post-Industrial Society. A Venture in Social Forecasting,
New York 1973 (deutsch: Die nachindustrielle Gesellschaft, 1975).