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tigste Grund dafür, warum sich die Verkehrswirtschaft für sie mehr auf
die Volkswirtschaft, ja auf Gebietswirtschaften oder örtliche
Verkehrsumkreise beschränkt.
Wenn wir früher
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außer Vorratverschiedenheit auch Zielverschiedenheit als Grund
für den Tausch (Leistungswechsel) fanden, so ist dies kein Widerspruch zu der eben
entwickelten Einsicht: daß Zielgleichheit die Voraussetzung zur Bildung einer
verkehrswirtschaftlichen
arbeitsteiligen
Tauschgesellschaft
ist.
J e n e
Z i e l v e r s c h i e d e n h e i t b e d e u t e t e n u r d i e v e r s c h i e d e n e
G ü l - / t i g k e i t d e s g l e i c h a r t i g e n Z i e l e s für die beiden
Tauschenden (oder eine natürliche Komplementarität der Ziele) — es konnten ja z. B.
Waffen gegen Salz nur getauscht werden, weil beide Waren für beide Teile ein gültiges
Mittel im Rahmen ihrer eigenen Wirtschaft waren. Selbst vom Tausch der Glasperlen
mit Negern gegen Elfenbein gilt dies, trotzdem es sich bei ihm mehr um
Abfallerzeugnisse beider Wirtschaften handelt. — Der verschiedene Grad von
Zielgültigkeit ermöglicht noch den Leistungswechsel, weil er von vornherein den
Leistungen verschiedene Nutzgrößen verleiht. Er ermöglicht also zwar den Tausch,
begünstigt ihn übrigens aber insofern nicht, als bei den Stellen geringerer Zielgültigkeit
(z. B. wenn jemand Waffen, die er nicht braucht, in Tausch nehmen soll) geringere
Nutzgrößen der Leistungen geschaffen werden, also Stellen, wo der Gegenwert an
Tauschgut, der gegeben werden kann, klein ist. Im Geldverkehr ist jener Käufer, bei
dem nur eine geringere Gültigkeit des Zieles vorhanden ist, ein solcher, der nur einen
geringen Preis für jene Ware bewilligen wird. Die Käufer, bei denen eine geringere
Gültigkeit des Zieles herrscht, werden also nur bei niedrigem Preis kaufen und erst
damit wirklich in die Verkehrsgesellschaft für die betreffende Ware eintreten können.
Der Begriff der v ö l k i s c h e n W i r t s c h a f t ist den
Individualisten wie den Sozialisten gleicherweise aus zwei Gründen
unfaßbar:
1.
erkennen beide kein Geistiges als Grundlage der Wirtschaft an.
Dieses Geistige liegt aber in den Zielen beschlossen, denen die
Wirtschaft dient;
2.
gehen sie beide vom Begriff der in sich beruhenden (autonomen)
Wirtschafter aus, die von sich aus die gesellschaftliche Wirtschaft
b e g r ü n d e n , zusammensetzen.
Beides ist unmöglich. Die Wirtschaft nur mechanisch, ohne
Geistiges zu denken, die Wirtschaft von souveränen Einzelnen aus zu
denken — beides gibt einen Unbegriff der Wirtschaft.
In bezug auf die geschichtliche Gestalt der völkischen
Volkswirtschaft sind je nach Art und Maß des Kapitals höherer
Ordnung (Organisation) und der Zielgemeinsamkeit als Grundformen
zu unterscheiden:
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Siehe oben S. 158 f.