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in jeder anderen Hinsicht das Gebäude der Mittel und der Ziele als
gegeben betrachtet wird.
Die Probe auf den eben entwickelten Lehrbegriff der Fruchtbarkeit höherer Ordnung
möge am Beispiele des Handels gemacht werden. Gibt es volkswirtschaftliche
Fruchtbarkeit nur nach Maßgabe der gliedhaften Verschiedenheit und ihrer
Überhöhung in der Einheit des Ganzen, so läßt sich auch einsehen, welche
volkswirtschaftliche Fruchtbarkeit der H a n d e l hat. Der Handel bringt, so sieht es
sich herkömmlicherweise an, die Ware in erster Linie auf jenen Markt, der am
zahlungsfähigsten ist, das heißt aber: der ihrer im Rahmen seiner
Z a h l u n g s f ä h i g k e i t am meisten bedarf. Das bedeutet nach der Auffassung der
Grenznutzenlehre: nicht jener Markt, wo die Güter den größten Nutzen stiften, sondern
jener, wo sie (infolge der größeren Bedürfnissättigung der wohlversorgten Märkte und
Menschen) den jeweils kleinsten Nutzen stiften, wird vom Handel zuerst versorgt. Im
Kriege wurde vorzugsweise der Reiche mit Mehl, Zucker, Fett kartenfrei vom
Schleichhandel versorgt, das heißt nur der eben noch zahlungsfähigste Abnehmer. —
Diese Ansicht der Dinge ist aber schief und spricht nicht gegen die Fruchtbarkeit des
Handels. Der Handel versorgt genau so wie jeder Erzeuger und jeder andere, der auf dem
Markte etwas verkauft, nicht jene Nachfragenden, die das wenigste, sondern jene, die
das meiste zahlen, die also oft genug die Reichsten sind und daher oft die umfassendste
„Bedürfnissättigung“ mit Gütern erfahren. Das b e d e u t e t a b e r n i c h t , d a ß
d i e G ü t e r n o t w e n d i g d o r t d e n k l e i n s t e n N u t z e n
s t i f t e n w e r d e n , w i e m a n n a c h d e r G r e n z n u t z e n l e h r e
f ä l s c h l i c h
f o l g e r n
m ü ß t e ;
d e n n
d i e
j e w e i l s
z a h l u n g s f ä h i g s t e n K ä u f e r k ö n n e n d i e b e t r e f f e n d e n
G ü t e r i n f o l g e d e r f ü h r e n d e n L e i s t u n g e n , d i e i h r e
B e t r i e b e o f t v o l l z i e h e n , g e r a d e a u f s e r f o l g r e i c h s t e
v e r w e n d e n . Die Güter werden dann nicht die kleinsten, sondern die größten
Leistungen vollbringen! Für die Beurteilung der Gegensätze zwischen der Fruchtbarkeit
höherer Ordnung (Volkswirtschaft- / licher Fruchtbarkeit) und niederer Ordnung (in
der Rentabilität) kommt es nicht zuerst auf seelische Grade der „Bedürfnissättigung“,
sondern auf die gliedhafte Stellung, insbesondere auch auf die führende oder geführte
Stellung der betreffenden Leistungen, an. ( V o r r a n g d e r l e i t e n d e n
T e i l g a n z e n u n d S t u f e n
1
. )
Besteht Fruchtbarkeit höherer Ordnung nur in der angegebenen
vermittelten Weise, dann werden oft Fälle eintreten, in denen einige
Ausgliederungsfolgen fruchtbar, andere unfruchtbar sind. Das
K a p i t a l h ö h e r e r O r d n u n g ist es, welches dafür zu sorgen
hat, daß eine Abänderung und Abstufung der Ausgliederungsfolgen
* S. *
S.
1
Vgl. auch meine Erklärung der „Renten“ aus dem Vorrange in meinem Buche: Die
Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre, 26. Aufl., Heidelberg 1949,
S. 89. Siehe die Vorranglehre oben S. 223 L, die über alle Subjektivität hinausgeht.