274
[234/235]
der Ergiebigkeit zu erfüllen. Zweitens: die Verhältnismäßigkeit zu
anderen Leistungen, eine Bedingung, die jeder, auch der notwendige
Beruf erfüllen muß. Wenn z. B. in einem Lande zuviel Beamte sind, ist
nur das Zuviel an Beamten unfruchtbar, nicht die Beamtenarbeit als
solche; gäbe es tausendmal soviel Maurer und Architekten, tausendmal
soviel Viehzüchter und Bauern, so wäre auch dieses Zuviel unfruchtbar,
trotzdem es sich um die wichtigsten Lebensbedürfnisse handelt.
Drittens: das gleiche gilt von der Gedeihlichkeit, die ja nur eine
Verhältnismäßigkeit in der Zeit darstellt und den Raubbau einerseits,
das Liegenlassen fruchtbarer Kräfte andererseits zum Gegensatz hat.
Aus den zwei letzteren Bedingungen folgt mit logischer
Notwendigkeit:
die
W e s e n s g l e i c h h e i t
a l l e r
L e i s t u n g e n f ü r d i e Z i e l e r r e i c h u n g (bei bestimmt
gegebenem
Wohlstandsgrad);
und
damit
wieder:
die
W e s e n s g l e i c h h e i t
d e r
F r u c h t b a r k e i t
s ä m t l i c h e r l e i s t e n d e n S t ä n d e u n d B e r u f e . Dies auf
die verschiedenen Umstände des Leistens angewandt, ergibt:
1. Die F r u c h t b a r k e i t d e r S t ä n d e i s t u n a b h ä n g i g
v o n d e m I n h a l t d e s Z i e l e s ; w e n n n u r d i e
V e r h ä l t n i s m ä ß i g k e i t g e w a h r t w i r d . Ob an Nahrung,
Kleidung, Wohnung oder an Kleinodien, Luxusbedienung (z. B. ein
geputzter / Pförtner zum Staatmachen) gearbeitet wird, ist
bedeutungslos für die Frage der Fruchtbarkeit eines Standes: wenn nur
die Verhältnismäßigkeit zu anderen Ständen gewahrt wird. Zum
Beispiel pflegt man herkömmlicherweise zu trennen notwendige
Erzeugung und Luxuserzeugung. Für die Fruchtbarkeit eines Standes
sagt diese Unterscheidung jedoch gar nichts. Denn die Fruchtbarkeit
eines Berufsstandes ist ihrem Begriffe nach nur als Fruchtbarkeit
höherer Ordnung (das ist nach Verhältnismäßigkeit) möglich. Die
Erzeugung von Gütern, welche nicht den unentbehrlichen Lebenszielen
dienen, ist durchaus nicht überflüssig oder unrationell. Vielmehr ist es
eine bloße Angelegenheit des Reichtums, der Wohlhabenheit, des
verhältnismäßigen Überflusses oder Mangels an Gütern, wie weit jeder
Einzelne oder die Gesamtheit in der Bedürfnisbefriedigung gehen kann:
je reicher eine Wirtschaft, um so unwichtigere Ziele werden (bei fester
Gegebenheit dieser Ziele) erreichbar, um so unwichtigere Arbeiten
daher fruchtbar! Umgekehrt: je ärmer eine Wirtschaft, um so mehr muß
sie sich auf die notwendigen Tätig-