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§ 31. Die wirtschaftliche Fruchtbarkeit der Berufsstände

I.

Die Unterscheidung von ursprünglichem und abgeleitetem

Einkommen

Will man den Grundsatz für die Bestimmung der Fruchtbarkeit eines

Berufsstandes, der sich uns ergeben hat: daß allein die Mitwirkung am

wirtschaftlichen Handeln und das Entsprechungsverhältnis dieses

Handelns zum Ganzen für die Fruchtbarkeit maßgebend sei —will man

diesen Grundsatz durchführen, so stößt man in der modernen

Nationalökonomie auf die schon erwähnte, von Smith herkommende

Unterscheidung von ursprünglichem (originärem) und abgeleitetem

Einkommen. Das abgeleitete Einkommen würde nicht durch

wirtschaftlich erzeugende Tätigkeit entstehen, das Beziehen von

abgeleitetem Einkommen wäre wirtschaftlich unfruchtbar. Auch diese

Unterscheidung geht auf Adam Smith (und von ihm wieder auf

Quesnay) zurück. Nach ihm empfangen alle angeblich unfruchtbaren

Stände wie: Dienstboten, Beamte, Staatsmänner, Ärzte, Lehrer,

Schauspieler, Künst- / ler ihren Unterhalt aus dem jährlichen Erzeugnis

des Bodens und des Gewerbefleißes. Sie leben also vom

Nationalprodukt, eine selbständige Quelle des Einkommens haben sie

nicht.

Die Unterscheidung von ursprünglichem und abgeleitetem

Einkommen ist falsch. Sie beruht auf dem physiokratischen Irrtum, daß

der Mensch nur Stoffmengen, stoffliche Güter verzehre, und auf dem

Smithischen, daß nur Sachgüter- und Kapitalerzeugung fruchtbar sei —

so daß im wesentlichen nur an landwirtschaftliche und gewerbliche

Erzeugung bei der Güterversorgung gedacht wird. Dem ist zu

entgegnen, daß sowohl das aktive wie passive (z. B. stoffliche) Mittel

aufgewendet werden muß, um die Ziele, denen die Wirtschaft dient, zu

erreichen. Wie jede Leistung der Mittel, so sind auch die persönlichen

Dienstleistungen ebensogut wirtschaftliche Leistungen wie jene der

stofflichen Güter. Die E r g e b n i s s e d e r p e r s ö n l i c h e n

D i e n s t l e i s t u n g s i n d e b e n s o i m J a h r e s e r z e u g n i s

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V o l k s w i r t s c h a f t

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l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n

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g e w e r b l i c h e n A r b e i t . Nur werden die persönlichen

Dienstleistungen meistens unmittelbar, zugleich mit ihrem Entstehen

verbraucht, während die gewerbliche Arbeit meist dauernde Leistungen

(dauerhafte Mittel) schafft — ein ganz unwesentliches Merkmal.