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der Gleichheit in Wahrheit weder ein individualistischer noch uni-
versalistischer, sondern ein Mischbegriff ist. Inwiefern enthält er
nun die einen wie die anderen Bestandteile?
Individualistisch zuerst ist der allgemeine Grundzug des Gleich-
heitsbegriffes, denn Gleichheit heißt ja: Alle sollen gleich f r e i
sein, niemand soll weniger frei sein. Freiheit aber ist der indivi-
dualistische Grund- und Urbegriff.
Universalistisch hingegen ist, daß der Einzelne nicht eigentlich als
Einzelner, Isolierter, dabei gedacht wird, sondern im Gegenteil aus
seiner Sonderung herausgestellt und gerade zum Z w e c k e s e i -
n e r E i n g l i e d e r u n g in ein Ganzes in bestimmter Weise ge-
dacht wird, nämlich so, daß er anderen „gleich“ sei. Sofern „Gleich-
heit“ also nur heißen kann: im Verbande, im Ganzen, als Mit-Glied
gleich, ist sie ein universalistischer Begriff.
Individualistisch wieder ist dagegen gerade das an dieser Einglie-
derung, daß das V e r s c h i e d e n e im Ganzen gleichgestellt wird,
daß also nicht die Erfordernisse der Ganzheit maßgebend sind (wo-
nach Verschiedenes verschieden gelte), sondern über diese grundsätz-
lich hinweggegangen wird. Das Ganze ist da nicht mehr das Primäre,
sondern die Individuen sind es, daher wird leichtlich dem Ganzen
Abbruch getan. Gerade die Ganzheit verlangt Ungleichheit (wie wir
oben sahen), da aus homogenen Bestandteilen nie ein Ganzes wer-
den / kann. So s e h e n w i r d e n G l e i c h h e i t s b e g r i f f
z u m B e g r i f f e d e s G a n z e n a l s e i n e s b l o ß e n K o n -
g l o m e r a t e s f ü h r e n , d a s h e i ß t e i n e n i n d i v i d u a -
l i s t i s c h e n B e g r i f f v o n G a n z h e i t e r g e b e n . Gleich-
heit verstößt, vom universalistischen Standpunkt aus gesehen, gegen
die Gesetze der Vergemeinschaftung, gegen die Natur organischer
Ganzheit.
Individualistisch ist endlich folgendes, vielleicht wichtigste, jeden-
falls merkwürdigste Bestimmungsstück des Begriffes der Gleichheit:
„Gleichheit der Verschiedenen“ enthält unleugbar ein Moment der
Unterwerfung wie der Emporhebung zugleich. Die Tieferen wer-
den, um gleich zu sein, auf den gleichen Höhenstand heraufgezogen,
die Höheren zu diesem heruntergezogen.
Nehmen wir als Beispiel das allgemeine Stimmrecht. Nimmt man
mittlere, politisch wenigstens teilweise unterrichtete Staatsbürger,
etwa den Handwerker oder den organisierten qualifizierten Arbei-