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setzt die Schwierigkeit voran und den Lohn hintan; das mag man

Sittlichkeit nennen.“

1

Das heißt: Wo das Gute um seiner selbst

willen getan wird, Lohn und Erfolg keinen Einfluß auf unsere

Handlungsweise haben, da ist das Sittliche. Das Gute ist also vom

Nützlichen verschieden. — Ein anderer Spruch: Der Jünger Dsi

Gung sprach: „Wenn einer dem Volke reiche Gnade spendete und es

vermöchte, die gesamte Menschheit zu erlösen, was wäre ein sol-

cher? Könnte man ihn sittlich nennen?“ Der Meister sprach: „Nicht

nur sittlich, sondern göttlich wäre der zu nennen. Selbst Yao und

Schun [die heiligen Kaiser des sagenhaften goldenen Zeitalters] wa-

ren sich in diesem Stück mit Schmerzen ihrer Unvollkommenheit

bewußt. Was den Sittlichen anlangt, so festigt er andere, da er selbst

wünscht, gefestigt zu sein, und klärt andere auf, da er selbst wünscht,

aufgeklärt zu sein. Das Nahe als Beispiel nehmen können, das kann

als Mittel zur Sittlichkeit bezeichnet werden.“

2

In diesem Spruch

liegen zwei Elemente: Die vollkommene Ordnung der Gemein-

schaft wird als ein fast unerreichbares sittliches Ideal bezeichnet, das

göttlich zu nennen wäre. Hiermit ist das Sozialethische berührt,

ebenso wie mit der gegenseitigen Festigung und Aufklärung der

Sittlichen. Darauf kommen wir später zurück. Andererseits: Das

Wesen des Sittlichen liegt darin beschlossen, das Nahe als Beispiel

zu nehmen, was nach dem Kommentar dahin aufzufassen ist: Bei-

spiel und Gesetz des Handelns aus sich selbst nehmen, aus seinem

eigenen Inneren ableiten, das ist sittlich.

Ein weiterer Spruch: Yen Yüan fragte nach dem Wesen der Sitt-

lichkeit. Der Meister sprach: „Sich selbst überwinden und sich den

Gesetzen der Schönheit zuwenden: dadurch bewirkt man Sittlich-

keit. Einen Tag sich selbst überwinden und sich den Gesetzen der

Schönheit zuwenden: so würde die ganze Welt sich zur Sittlichkeit

kehren.“

3

Hier heißt es: Sich selbst überwinden, seinem eigenen

inneren moralischen Gesetz, und nur diesem folgen, ist das Sitt-

liche; das andere Element, „sich den Gesetzen der Schönheit zu-

wenden“, erklärt ein neuerer chinesischer Kommentar als „das

gebietende Ideal der Kunst der Griechen und Italiener, das ... in

sich selbst Religion ist.“ Hiermit ist die Form, das äußere Gesetz,

1

Kungfutse: Gespräche, Buch VI, 20, S. 57.

2

Kungfutse: Gespräche, Buch VI, 28, S. 60.

3

Kungfutse: Gespräche, Buch XII, 1, S. 118.