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Allerdings darf das, was vor dem Wollen und Handeln liegt,

nicht als Untätiges gefaßt werden. Die Urtatsache des Geistes ist

die Eingebung (Intuition). Das Eingegebene muß aber weiterge-

geben werden. Der Geist besteht überall, in jeder seiner inneren

Schichten, aus der Aufnahme der Eingebung, dem Schauen, und der

tätigen Verarbeitung des Geschauten. Auch das Schauen ist, obzwar

ein Erleiden der Eingebung, doch zugleich schon ein tätiges Auf-

nehmen (acceptatio). Das Geschaute muß dann sowohl im zerlegen-

den (diskursiven) Denken, wie im künstlerischen Gestalten wieder

t ä t i g verarbeitet werden. Alles Wissen, alle Kunst beruht zu-

letzt auf Eingebung, auf Schauen. Aber was im S c h a u e n a n -

g e s a m m e l t w i r d , g e l a n g t z u e r s t i n z e r g l i e -

d e r n d e m D e n k e n u n d g e s t a l t e n d e r K u n s t z u r

V e r a r b e i t u n g u n d w i r d e r s t d a n n v o n W o l l e n

u n d H a n d e l n a b e r m a l s w e i t e r v e r a r b e i t e t . Wol-

len und Handeln sind also nicht allein das Tätige in unserem Geist;

sie ziehen aber die Summe aller früheren Tätigkeiten des Geistes

und der Sinnesorgane

1

.

Der Begriff des Handelns ist in seiner allgemeinsten Form zu-

nächst der, daß ein Empfundenes und Erkanntes zum Z i e l e wird.

Das Heraustreten der Empfindung und des Wissens aus seiner

Selbstgeschaffenheit, seiner Beschaulichkeit, das Aufblitzen als

„Ziel“, das ist es, was das Wollen und Handeln erschafft, was über

jene Tätigkeit, die der Geist im verarbeitenden Wissen leistet, hin-

ausgeht. Es ist ein Neues, zu dem der Geist hier fortschreitet, aber

es ist keine grundsätzlich neue Wendung des Geistes. Denn Tätigkeit

ist auch auf den inneren Stufen.

In diesem Sachverhalte zeigt sich zunächst eine grundsätzlich

d i e n e n d e Stellung des Handelns. Schauen und (innere) Ver-

arbeitung des Geschauten —- als Denken und Gestalten — ist das '

Erste und Schöpferische; Handeln das Abgeleitete und Dienende.

Handeln ist nur durch Wissen (und Kunst) möglich. Es gibt kein

zielloses Handeln; nur ein Bewußtes kann angestrebt und ausge-

wirkt werden.

Dies ist die erste Bestimmung der Stellung des Handelns, sie ist

aber keineswegs erschöpfend und läßt dem Handeln nicht sein volles

1

Vgl. dazu die Pneumatologie in meinem Buch: Der Schöpfungsgang des

Geistes, Jena 1928 (= Ergänzungsbände zur Sammlung Herdflamme, Bd 3).

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