Previous Page  323 / 749 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 323 / 749 Next Page
Page Background

[266/267]

323

(Aktivitätsformen) teile: Wissen und Handeln (Wollen), und welche Stellung

die eine zur andern einnimmt. Diese Frage konnten Fichte, Schelling, Hegel nicht

vollständig beantworten.

Geht man von der Eingebung aus, dann wird der ganze Sach-

verhalt klar. Die A u f n a h m e der Eingebung, das S c h a u e n ,

steht vor dem Denken, welches das Geschaute als Gegenstand

(Objekt) / erfaßt. Dieses Denken ist bereits eine Tat, welche das

Geschaute e n t f a l t e t . Ebenso das künstlerische Gestalten. Eben-

so dann Wollen und Handeln.

Das Wissen ist nicht Mittel des Handelns; sondern b e i d e s i n d

e i g e n e A k t i v i t ä t e n d e s m e n s c h l i c h e n G e i s t e s

— a b e r a l l e r d i n g s n i c h t g 1 e i c h g e o r d n e t e !

D e n n d a s W i s s e n i s t e i n e o b j e k t i v e D a r s t e l -

l u n g d e s G e g e n s t a n d e s , e i n U n i v e r s u m ; es hat

den Vorrang vor dem Handeln.

Wichtig ist dabei folgender Unterschied: Das Wissen nimmt und

hat den Gegenstand als Sein; die Handlung kann nur subjektiv und

vergänglich sein, sie ist zwar eine Objektivierung des Wissens und

wäre damit eine ebenso objektive Welt wie das Wissen selber;

jedoch ist es bereits eine dienende Objektivierung, eine Objektivie-

rung v e r m i t t e l t e r Ordnung.

Die Grundtatsache, so befremdlich sie für unsere heutige Zeit

sein mag, bleibt immer wieder diese: daß zuletzt n o t w e n d i g

Wissen und Kunst, das heißt, daß G e i s t notwendig zum

H a n d e l n w i r d . Denn obzwar der Satz gilt: daß H a n d e l n

n u r a u s H a n d e l n g e n o m m e n w e r d e n k a n n (aus

Aktivität, aus Trieb, Antrieb, Drang, Begehren, Gebieten), so kann

es Informierung, Leitung, Richtung nur vom Wissen und dem

künstlerischen Erlebnisse hernehmen. Das bedeutet aber: den logi-

schen V o r r a n g d e s G e i s t e s v o r d e m H a n d e l n ,

trotz der Selbstentfaltung und Selbstvollendung, welche Kunst und

Wissen im Handeln erst finden.

Darum wird derjenige Mensch, welcher vergißt, daß Handeln

den Geist zwar e n t f a l t e t , aber gerade deshalb ihm nachfolgt,

nicht vorangeht, in seiner Innerlichkeit flach, er verarmt, er geht

wie eine leerlaufende Maschine. Dies sehen wir an Menschen der

Geschäftigkeit ebenso wie an den auf das Handeln gestellten Kul-

turen, wie Rom, England und Amerika. — Hinwider ist aber auch