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staltende Element im empirischen Denken. Prüfung, Kritik ist nicht
eigentlich Tadel. Sie ist S c h e i d e k u n s t und als solche nicht nur
Verwerfen (des Falschen), sondern ebensosehr Bestätigen (des Rech-
ten). Ihre Leistung liegt im Niederreißen nicht nur, sondern ebenso-
sehr in der Förderung des Aufbauens.
Sie hat aber noch eine andere entscheidend wichtige Aufgabe, die
der Ve r m i t t l u n g zwischen dem schöpferischen Denker und
Finder und der großen Menge der Aufnehmer und Jünger, welchen
durch Verwerfen und Bestätigen eine Hilfe für das, was aufzuneh-
men ist, eine E r k l ä r u n g d e s M e i s t e r w e r k e s , an die
Hand gegeben ist. Der Weg der Wissenschaft geht von o b e n
h e r a b ; die Vermittlung auf diesem Wege leistet der Kritiker.
Dem Kritiker nahe steht der S c h r i f t s t e l l e r .
Während dem F o r s c h e r nur um die Erkenntnis an sich zu tun ist, will
der Schriftsteller auf die Zeit oder auf den Tag unmittelbar wirken. Für ihn
tritt daher die eindrucksvolle Weise, seine Gedanken vorzutragen, in den Vor-
dergrund ( F e u i l l e t o n i s m u s , Gelegenheitsdenker).
VI. Überlieferung, Lehren und Lernen
Wissenschaft (gleichgültig, ob sich das Denken dabei in Gestalt
unmittelbarer Erörterung oder einsamer Verstandesarbeit vollzieht)
entsteht in zwei äußeren Formen: als eigene Gedankenbildung und
als Aufnahme fremder Gedanken. Diese letztere kann man im
weitesten Sinne des Wortes L e r n e n nennen — ein Vorgang, der
durchaus nicht bloß reproduktiv ist, vielmehr in harter selbständi-
ger Denkarbeit, eigener Urteilsbildung vor sich gehen kann und
soll (die Herren Monisten, Darwinisten und ähnliche sollten es ein-
mal versuchen, von Kant, Hegel und Platon zu lernen, es dürfte
ihnen schwerlich gelingen). Schöpferische Gedankenbildung dagegen
wird erst dann zum L e h r e n , wenn die neuen Begriffe nicht bloß
an sich gebildet, sondern auch so vorgetragen werden, daß sie andere
verstehend aufnehmen (lernen). Für diese Vorgänge sind die früher
genannten äußeren Hilfsmittel der Wissenschaftspflege nun die ver-
mittelnden Werkzeuge, die in Schule, Vortragsveranstaltungen,
Buchwesen und ähnlichem ihre Ausnützung erfahren.
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