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stimmen wie über die Wahrheit. Die von Toren verworfene Wahr-
heit, die von Blinden verkannte Schönheit bleibt wahr, bleibt sie
selbst.
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Mit Kantens Begriffsbestimmung ist der feste Boden der Eigen-
wesenheit (Apriorität, Normativität, Ursprünglichkeit) des Schö-
nen gewonnen. Das Schöne ist damit, wie die Wahrheit, als W e r t
erkannt, und zugleich ist in bezug auf die Theorien der Ästhetiker
ein fester Boden gewonnen, weil jener Begriff ein Mindestmaß
echter (nicht-psychologischer und nicht-biologischer) Ästhetik dar-
stellt.
C.
Die s o g e n a n n t e s p e k u l a t i v e o d e r
G e h a l t s ä s t h e t i k
Über den formalen „normativen“ Schönheitsbegriff Kantens hin-
aus geht noch eine andere nicht-empiristische Lehre, die soge-
nannte Gehaltsästhetik oder spekulative Ästhetik. Nach ihrer Mei-
nung, und sie ist auch die des Verfassers dieses Buches, rettet Kants
formalistische Ästhetik zwar aus dem empiristischen Sumpfe, geht
aber ihren Weg nicht zu Ende.
Warum gefällt das nach Kantens Merkmalen so trefflich bestimmte
Schöne? — mit dieser Frage ist der Übergang vom Formalismus
zum Gehalt vollzogen. Das Begriffsmerkmal des „Uninteressierten“
ist es, das eine weitere Entwicklung fordert. „Uninteressiert“ — das
ist mehr als Verneinung von Nützlichkeit und Begierde, es ist ein
Bote aus einer anderen Welt, ein Abglanz eines Höheren! Schön ist
nun das Sinnliche kraft seines Gehaltes an Übersinnlichem. Schön ist,
was kraft einer metaphysischen Eigenschaft gefällt, „Gefallen“ ist
nun: Die innere Gutheißung des Sinnlichen als Gefäß, als Träger des
Übersinnlichen.
Platon hat diese Lehre zuerst begründet, Plotin hat sie deutlicher entwickelt.
Wodurch ist ein Ding schön? fragt Plotin und antwortet: dadurch, „daß es Anteil
hat an der gestaltenden Idee“, der Idee im platonischen Sinn. „... die Ideen
sind das Schöne, denn durch sie ist alles schön.“
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Einen ähnlichen platonischen
Gedanken spricht Augustinus aus, indem er sagt, daß „das Schöne, welches durch
die Seele in die kunstreiche Hand einfließt, von jener Schönheit kommt, die über
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Plotin: Enneaden, deutsch von Otto Kiefer, 2 Bde, Jena 1905, Bd 2, S. 239.