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Schönheit geboren. In eben denselben Zustand der Versunkenheit
des Schauens wird durch die geschaffene Gestalt der Kunstge-
nießende versetzt. Und darauf gründet zuletzt die Stellung der
Kunst im subjektiven wie im objektiven Geiste.
Zum zweiten: Da das Erlebte ein rein Wesenhaftes, das heißt da
es notwendig Wesen in reiner, in vollkommener Gestalt ist, leistet
die Kunst damit dem Menschen auch die Erkenntnis des R e i n -
g e s t a l t e t e n , d e s I d e a l e n , aber nicht als Subjektiv-, son-
dern als Objektiv-Ideales.
Und da das Erlebnis endlich vor keinem Gegenstande Halt macht
und alles in die Seele mit einbezieht, offenbart die Kunst dem Men-
schen auch seine Verwandtschaft mit der N a t u r und stellt ihn
mitten in ihren großen Zusammenhang hinein. Indem sie ihn aber
an den Allzusammenhang der Natur knüpft, nähert sich Kunst zu-
gleich der R e l i g i o n an. In diesem doppelten Sinne gilt darum
Eichendorffs Wort von der Wirkung der Kunst auf den Menschen:
„Des Großen Wink im tiefsten Marke spüren.“
Zieht man daraus die Summe, so folgt, was unserer Zeit, die an
das „l’art pour l’art“ glaubt, so fremdartig, ja überschwenglich er-
scheint: K u n s t u n d L e b e n s i n d n i c h t t r e n n b a r . Je
mehr sich beide trennen, wie heutzutage, um so mehr muß die
Kunst verarmen, um so äußerlicher, also kümmerlicher, wird auch
das Leben. Tiefe Empfindung vom Wurzelhaften des Lebens ist
poetische Gestaltung desselben, poetische Gestaltung folgt aus tiefer
Empfundenheit des Lebens. Das lehrt auch die Geschichte! In Zeiten,
wo das Leben aus tiefer Empfindung heraus gelebt wird, ist von
selbst die große Kunst da, und das nicht als Artistik, sondern sie
gehört zum Leben. Die homerische Dichtung, das Nibelungenlied,
die Edda, die Sagas, die mittelalterlichen Heldenlieder — sie wuch-
sen aus einem Leben echten Stils, großer Empfindung hervor. Sie
alle sind g e l e b t e K u n s t / ebenso wie sie ihrerseits das
Leben gestalteten. Dagegen, die „Dichter“ des jungen Deutschland
und ihre äußersten naturalistischen Nachfolger bis heute, nahmen
das stillose, äußerliche, in sich zerfallende Leben mit seinen pein-
lichen Alltagsfragen zum Gegenstände. Auch diese Afterkunst noch
steht im Leben, wird gelebt, wie sogar Sumpfkunst von heute.
Was an K u n s t n o c h K u n s t i s t , i s t i m m e r L e -
b e n s s c h a u ; darum der Gesellschaftsforscher ihrer ebensowenig