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mern lassen soll, es bedeutet eine unmetaphysische Kunst, in der das Höhere
immer mehr zugunsten der Stofflichkeit der Gestalt, zugunsten der konkreten
Einzelheiten des Irdischen zurücktritt. (Beispiele: Zola, Johannes Schlaf, die We-
ber von Gerhart Hauptmann.)
Die Ahnfrau hätte nach den Grundsätzen der Naturalisten den Fehler, daß
Jaromir nicht denkt und handelt wie ein Mensch, der unter Räubern auf-
gewachsen ist und selbst ein Räuber wurde; sondern wie ein durchaus edler und
unbefleckter Mensch. Dieser Fehler ist in der Tat vorhanden — und doch wird
er eigentlich nicht bemerkt. Denn: Fesselt uns denn die P s y c h o l o g i e der
unter Mördern erzogenen Natur, die zwar von sich aus gut und edel wäre, aber
unter dem Drucke der Umstände sich verändern muß? Nein! Im Zusammen-
hange der Geschehnisse in der „Ahnfrau“ fordert diese Psychologie unsere Teil-
nahme gar nicht heraus. Hier ist es der Bann des Schicksals, der den Fortgang
der Handlung beherrscht und unsere Teilnahme mitreißt. Das allein ist wesent-
lich. Die Nicht-Berücksichtigung jener Psychologie mag da und dort wahrheits-
widrige Einzelheiten, gleichsam einen schadhaften Mechanismus des Geschehens
ergeben; für den Fortgang im Drama ist solche Psychologie zwecklos und sie
wäre wohl sogar störend, wenn sie als ein Eigenes in das Drama träte.
2 . S y m b o l i s m u s
Hier will das Urbild ohne viel Handgreifliches, ohne viel Irdisches dargestellt
werden und wird dadurch zum bloßen Sinnbilde. Statt der vollen Darstellung
des Urbildes in der Stofflichkeit der Gestalt erleidet die Gestalt Einbuße oder
geht sie gar verloren. Hier gilt Goethes Wort: „Bilde, Künstler, rede nicht!“
Die Sinnbildlichkeit liegt aber an der Grenze der Kunst und kann nur dort
echte Kunst sein, wo die Natur des Stoffes das Zurücktreten der Substanz ver-
langt oder erlaubt (z. B. im Märchen, dessen Wunder zuletzt mythologische Sinn-
bilder sind).
Die sinnbildliche Kunst ist keine echte Kunst mehr, sondern der Übergang
von der Darstellung zum Begriffe (so stellenweise in den Schauspielen des Hans
Sachs, wo nur sinnbildliche Vertreter ihrer Gattung auftreten: der Ritter, der
Bürger, die Jungfrau) und zum Spiritualismus.
Die echte Kunst hält die Mitte zwischen Realismus und Sinnbildlichkeit, so
daß die Gestalt wohl A u s d r u c k eines Inhaltes (sinnbildlich) bleibt, aber
doch G e s t a l t (also realistisch, konkret, handgreiflich) ist.
Beruht das Gegensatzpaar der Realistik und Romantik auf der Weise der
Gestaltung, so beruht das der Klassik und Romantik auf der Weise der Emp-
findung der Welt und ihrer urbildlichen Inhalte.
A. K l a s s i s c h u n d r o m a n t i s c h
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1 . K l a s s i s c h
Klassisch ist das innerlich Beruhigte. Hier wird nicht mehr um den Grund
der Welt und ihren Sinn gekämpft, er wird besessen. Das ist fast übermensch-
lich vollkommen. Klassisch ist jene Kunst, wie sie Mozart, Goethe, Mörike (in