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Standes und dieses in seinem metaphysischen Lichte darzustellen,
so ist sie selber durch und durch sittlich und braucht daher weder
künstlich und durch Gedanken (tendenzhaft) auf das Sittliche hinzu-
führen; noch kann sie vom Sittlichen frei und los sein („l’art pour
l’art“), da auf ihrer Ebene nur das Gute weilt und das Schlechte kein
Leben findet. Die K u n s t k a n n d i e W e l t n i c h t a l s
s i t t l i c h b e h a n d e l n , s o n d e r n a l l e i n a l s s c h ö n ,
a l s g e s t a l t e t . A b e r i n d e r S c h ö n h e i t e r h a l t e n
d i e D i n g e d e n A b g l a n z d e s Ü b e r i r d i s c h e n —
u n d d a r u m s i n d s i e a l s s c h ö n e z u l e t z t s o w o h l
s i t t l i c h w i e r e l i g i ö s . Indem daher die Kunst bei sich
selbst bleibt, wirkt sie zuletzt sittlich, moralisiert aber und predigt
dennoch nicht. Diese Wahrheit enthält schon das Gebet der alten
Spartaner, das uns Platon überliefert hat:
„τά
καλά
έπι τοΐς άγα'θοΐς“,
das wir mit Willmann übersetzen dürfen: Das Schöne nach dem
Guten, das Schöne ruht auf dem Grunde des Guten
1
.
Die Entsprechung des Schönen und Guten führt auf das
S c h ö n g u t e , die
χαλλοηαγαθία
der Griechen. Das Tiefe und
Richtige an dem Begriffe des Schönguten ist, daß die Sittlichkeit
nicht nur im Sollen des Handelns besteht, sondern eine Vervoll-
kommnung aller Gebiete des Geistes bedeutet (was allerdings im
Handeln zuletzt ausschlagen und sich zeigen muß). Indem nun die
Vervollkommnung der Kunst ebenso eine sittliche Aufgabe ist, wie
jede andere Vervollkommnung, ist auch Kunst, ist auch Schönheit
ein Teil der Sittlichkeit. Die Sittlichkeit entbehrt daher in sich
selbst nicht des Schönen.
3.
K u n s t u n d S t a a t
Von dem innigen Zusammenhange des Kunst- und Staatslebens
weiß man heute nichts, wo man sowohl den Staat wie die Kunst
individualistisch auffaßt. Versteht man aber / beide als verschie-
dene Äußerungsformen des Einen geistigen Gemeinschaftslebens,
dann wird man auch ihrer Zusammengehörigkeit inne. Wird der
Staat als eine schöpferische Veranstaltung (Organisation) geistigen
1
Platon: Duo dialoghi: Alcibiades posterior vel de voto et Menexenus sive
Epitaphius, 2. Dialog, 148c, angeführt bei Otto Willmann: Philosophische Pro-
pädeutik, 3 Teile, Teil 1: Logik, 3. und 4. Aufl., Freiburg i. B. 1912, S. 143 ff.