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Sehr zusammengesetzte und daher nur in weiten Linien sichtbare Sy-

steme gleichartigen Handelns sind jene höchst vielfältigen (komplexen) Gleich-

heitsverhältnisse, welche vorliegen in der Gemeinsamkeit der Sprache (als einer /

Art von Bildungsgemeinsamkeit und Gemeinsamkeit der Verständigungsmittel);

des Staates (als welcher rechtliche, wirtschaftliche, erzieherische und viele andere

Gemeinsamkeiten bedingt); der Rasse und endlich des Volkstums

1

.

A. M a s s e n z u s a m m e n h ä n g e

Überblickt man alle diese Gruppen gleichartigen Handelns, wie

sie die bisherige Gesellschaftslehre zusammenzustellen pflegt, so fin-

det man, daß sie grundsätzlich Entsprechungen gemeinsamer geisti-

ger Inhalte, das heißt geistiger Gemeinschaften, sind. So kann es

nicht ausbleiben, daß ihnen Neigungsgemeinschaften entsprechen,

welche wir mit einer Bezeichnung Schäffles „M a s s e n z u s a m -

m e n h ä n g e“ nennen können. Massenzusammenhänge sind die

aus gleichartigem Handeln entstehenden Neigungsgemeinschaften

unter einer größeren Zahl von Menschen. Da die Bündnisse, wie wir

sehen werden, sich stets auf solche Systeme gleichartigen Handelns

gründen, so entsprechen auch den Bündnissen solche Neigungsge-

meinschaften oder Massenzusammenhänge.

Eine weitere grundsätzliche Erscheinung auf dem Gebiete der

Systeme des gleichartigen Handelns ist die Kreuzung, die gegensei-

tige Durchdringung aller. Jeder einzelne Mensch ist gleichzeitig

Glied vieler Massengezweiungen. Er gehört sowohl einem bestimm-

ten Berufsstand wie Bildungsstand, Besitzstand, einer Verwandt-

schaft, Richtung, Nation usw. an. In jedem Einzelnen schneiden sich

unendlich viele solcher Kreise.

Die „sozialen Kreise“ oder „Schichtungen“ oder „Massenzusammenhänge“

haben die frühere Gesellschaftslehre vielfach beschäftigt. Es handelte sich aber

darum, ihnen den richtigen Platz im Gesamtaufbau der Gesellschaft zuzuweisen

und so ihr Wesen richtig zu bestimmen

2

.

1

Über dieses siehe unten siebtes Hauptstück, zweiter Abschnitt, III, S. 591 ff.,

ausführlich.

2

Vgl. Albert Schäffle; Bau und Leben des sozialen Körpers, 2 Bde, 2. Aufl.,

Tübingen 1896 (bestimmte die Systeme gleichartigen Handelns zugleich als Mas-

senzusammenhänge, was indessen nicht richtig ist, denn Massenzusammenhänge

sind Neigungsgemeinschaften, werden sie aber als Organisationen betrachtet, dann

Bündnisse, während die Systeme gleichartigen Handelns diesem allem nur als

Grundlage dienen). Schrifttum siehe oben S. 44I.