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ergäbe sich ein Eindruck, ein Anblick; ein eigener Mitteilungsvor-
gang dagegen wäre überflüssig. Aus demselben Grunde ist daher
alle u n m i t t e l b a r e o d e r p e r s ö n l i c h e M i t t e i l u n g
(Sprache, Gebärde) sinnbildlicher Natur. Der Inhalt des Mitgeteilten
muß daher aus dem Sinnbild gedeutet werden. Das ist aber keine
vermittelnd-schlußfolgernde Tätigkeit, sondern unmittelbare Tätig-
keit, nämlich Verstehen.
(2)
Neben die Sprache tritt als eine zweite Art von Mitteilung die
vermittelte oder w i e d e r h o l e n d e M i t t e i l u n g oder Re-
produktion. / Sie ist entweder gleichfalls sinnbildlicher Natur
(z. B. die Schrift Symbol des Sprachlautes) oder aber Wiedergabe
eines Eindruckes selbst (z. B. ein Lichtbild). Im weiteren Sinne des
Wortes ist daher jede Mitteilung, sowohl die persönliche, weil sie
symbolisch ist, wie jene vermittelte, welche Bilder wiedergibt, sinn-
bildlich, weil sie nur reproduktiv ist. Die sinnbildliche Mitteilung
ist zum Teil auf Übereinkommen gegründet (Morse-Alphabet,
Schrift überhaupt).
(3) Wie jedes andere, bedient sich auch das darstellende Handeln
äußerer Hilfsmittel, der M i t t e i l u n g s g ü t e r . Ihre Anwen-
dung ist Mitteilung, ihre Herstellung Wirtschaft. Diese Güter sind
entweder darstellende Z e i c h e n (Lettern) oder Wiedergabe eines
Eindruckes (Reproduktion), wie aus unserer Einteilung der Mit-
teilungen (unmittelbare und wiederholende) von selbst folgt. Die
Systeme der persönlichen Mitteilung sind: Ausdruck, Gebärde und
Sprache; jene der wiederholenden Mitteilung bezeichnen wir als
Vervielfältigungssysteme. Wir betrachten sie nun kurz im einzelnen.
I.
I. Die persönliche oder unvermittelte Mitteilung
A. A u s d r u c k u n d G e b ä r d e
Ein Mienenspiel, eine Gebärde kann Gefühle und Gedanken in be-
stimmter Weise ausdrücken und so jenen Austausch geistiger In-
halte herbeiführen, in welchem die Mitteilung besteht.
Diese einfachste Form der Mitteilung darf keineswegs, weil sie bei den Natur-
völkern eine Rolle spielt und nach „psycho-genetischer“ Auffassung an der
Spitze des Ursprungs der Sprache steht, als primitiv und überwunden betrachtet