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Nun fragt es sich, nach welchen G r u n d v e r h ä l t n i s s e n
o d e r E n t h a l t u n g s w e i s e n (Kategorien) die Handlungen
miteinander verknüpft sind?
(1)
Zuerst ergibt sich ein Grundverhältnis der veranstaltenden
Handlungen gegenüber den veranstalteten Inhalten: das der Über-
ordnung. V e r a n s t a l t u n g f a ß t s ä m t l i c h e E l e m e n t e
d e r v e r a n s t a l t e n d e n I n h a l t e i n Ü b e r - u n d U n -
t e r o r d n u n g s v e r h ä l t n i s s e n z u s a m m e n . Da nun,
wie sich gezeigt hat, sämtliche dauernden (wiederkehrenden) ge-
sellschaftlichen Erscheinungen organisiert sind, so folgt: Über- und
Unterordnung ist die Daseinsform sämtlicher gesellschaftlicher Er-
scheinungen, als organisierte angeschaut.
Die Kategorie von Über- und Unterordnung gehört nicht der Veranstaltung
allein an. Wir fanden sie in der Gemeinschaft, wo sie in Form von Vorbild —
Nachbild, (geistiger) Schöpfung und Nachahmung auftritt, wir finden sie im /
Recht („Reichsrecht bricht Landrecht“), in der Wirtschaft als höheren und ge-
ringeren Güterwert. Die organisierenden Handlungen selbst lassen Über- und
Unterordnung in zwei Formen zur Erscheinung kommen:
(a)
im Verhältnis von H e r r s c h e r u n d B e h e r r s c h t e m , B e f e h -
l e n d e m u n d G e h o r c h e n d e m , A u t o r i t ä t u n d A n e r k e n n e n -
d e n ;
(b)
in ihrer Eigenschaft als wegbahnend gedacht, nimmt die organisierende
Handlung das Verhältnis von V o r b e r e i t u n g (des Weges) und A u s -
n ü t z u n g des Vorbereiteten ein, den das Stoffelement nur beschreitet, doch
ist auch dies ein Verhältnis von L e i t e r u n d G e l e i t e t e m .
Indem die verschiedenen Arten von unmittelbarer und mittelbarer Beein-
flussung und Veranlassung in den verschiedenen Organisationsarten verschieden
vorherrschen, finden wir auch jeweils andere Formen des Grundverhältnisses
von Uber- und Unterordnung ausgeprägt. Im Staate, im Heere, in der römischen
Kirche, in allen auf unmittelbare Zwangsbeeinflussung gestellten Organisationen
ist es das Verhältnis von Herrscher und Beherrschtem; in der Politik, den Inter-
essenvertretungen und anderen freiwilligen Organisationen ist es nicht das Über-
und Unterordnungsverhältnis in der Organisation selbst (Parteiobmann — Partei-
mitglied und so fort), sondern das veranlaßte geistige Gemeinschaftsverhältnis von
Führung und Nachfolge, das allem seinen Stempel aufdrückt; ebenso bei den
Organisationen geistiger Gemeinschaften selbst, z. B. der Kunst (Autorität und
Glauben, Beispiel und Nachahmung, Lehren und Lernen). Die Herstellung der
bloßen Bedingungen, die bloße Wegbahnung als Darbietung des „Forums“ wird
vielfach das Wesentlichste solcher Anstalten ausmachen. So ist das Theater, der
Salon eine solche vorbereitete Bahn, die beschritten wird. Freilich kann die
organisierende Handlung gleichfalls auf Überordnung über die zu organisieren-
den geistigen Elemente (das ist auf ihre Beeinflussung, Formung behufs Zusam-
menfügung im Ganzen) auch da nicht verzichten.
(2) Weitere Entfaltungsweisen oder innere Grundverhältnisse
(Kategorien) der Veranstaltung sind: