Previous Page  515 / 749 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 515 / 749 Next Page
Page Background

[430/431]

515

Herrschenden verwurzelt ist, möge schließlich noch ein Kronzeuge, der nieman-

dem unmaßgeblich sein wird, angeführt werden. N a p o l e o n sagte einmal zu

Fontanes: „Wissen Sie, was ich am meisten in der Welt bewundere? Die Un-

fähigkeit der Gewalt, irgend etwas wirklich zu organisieren. Auf die Dauer ist

der Säbel doch dazu verurteilt, dem Geiste zu weichen.“

Über das Verhältnis von S a t z u n g u n d G e w a l t siehe

unter „Recht und Macht“

1

.

IV.

Die Einheit der Anstalt oder die Verbandspersönlichkeit

Die universalistische Auffassung vom Wesen der Anstalt ist allein

imstande, die schwierige, alte Streitfrage zu lösen, wie es möglich

sei, daß organisierte Gemeinschaften als einheitliche Wesen, soge-

nannte „Verbandspersönlichkeiten“, „juristische Personen“ oder

„Personen höherer Ordnung“ behandelt werden, die sich wie ein-

zelne Menschen benehmen und so gut wie diese Subjekt von Rech-

ten und Pflichten sein können. Eine wohltätige Stiftung zum Bei-

spiel ist eine solche juristische Persönlichkeit mit eigenen Rechten

und Pflichten. An dieser Frage gemessen, richtet sich die individuali-

stische, mechanistische Fassung des Begriffs der Organisation: a 1 s

e i n e r S u m m e v o n H a n d l u n g e n , die nachträglich etwas

ordnen, von selbst. Nach der F i k t i o n s t h e o r i e wäre die

juristische Person nur eine vom Rechte aufgestellte „Fiktion“, eine

bloß unterstellte Einheit. Nach der sogenannten „organischen Theo-

rie“, wie sie zum Beispiel Gierke vertritt, ist die organisierte Ge-

meinschaft ein wirklicher Organismus. Die Fiktionstheorie ist, in-

dem sie die Einheit leugnet, rein individualistisch. Aber auch jene

„organische“ Lehre befriedigt nicht, da sie allzu handgreiflich sub-

stanziieren muß, oder, sofern sie das vermeiden will und der bio-

logische Hinweis nur als „Analogie“ genommen wird, die Einheit

nicht erreichen, nicht erklären kann.

Wir gehen von dem Begriffe der Ganzheit aus. O r g a n i s a -

t i o n i s t e i n G l i e d e r b a u , e i n e G a n z h e i t v o n

H a n d l u n g e n ; a l s s o l c h e h a t s i e E i n h e i t ; wenn

auch nur vermittelte Einheit, da / Handlungen auf Geistigem

gründen und daher zuletzt auf die Einheit der Gezweiung zurück-

1

Siehe unten S. 586 ff.

3 3

*