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Die Wege zum völkischen und wahren Staate führen überall über
die Stärkung der naturgewachsenen Ganzheiten und Verbände aller
Art. Diese Stärkung geschieht hauptsächlich durch Verleihung be-
hördlicher Eigenrechte an körperschaftliche Gebilde, aber allerdings
in voller Wahrung der Hoheits-, Aufsichts- und Vereinheitlichungs-
rechte des Staates.
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D.
R ü c k b l i c k . D e r S t a a t a l s o r g a n i s a t o r i s c h e
G e g e n w a r t a l l e r g e i s t i g e n E l e m e n t e d e s L e b e n s .
D i e S t a a t s b e s t a n d t e i l e
Fassen wir, wobei wir vor Wiederholungen bei diesem entschei-
denden Punkte und ob der heute ungewohnten Betrachtungsweise
nicht zurückschrecken dürfen, alles zusammen, so ergibt sich aus den
bisherigen Untersuchungen, insbesondere aus den früheren über
Veranstaltung und Satzung, der Begriff des Staates.
Der Staat ist darnach:
(1)
ein Inbegriff von veranstaltenden Handlungen, also Anstalt (Organisa-
tion, Körperschaft), nicht geistige Gemeinschaft;
(2)
er ist Anstalt mit arteigener Aufgabe, die zuerst in der äußeren, dann in
der inneren Politik besteht. Da diese arteigene Aufgabe durch ihn erschöpft wird
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und er sich nicht mit anderen wettbewerbenden Veranstaltungen in sich teilen muß,
ist er keine Teilanstalt, sondern eine Gesamtanstalt, eine Gesamtkörperschaft, ein
S t a n d . Ebenso wie der Inbegriff der Veranstaltungen der Wirtschaft, zum Bei-
spiel die Zünfte, den wirtschaftlichen Stand bilden, ebenso bildet der Inbegriff
der staatlichen Veranstaltungen den staatlichen Stand. Die führenden Menschen
dieser staatlichen Anstalten bilden die staatstragende Schicht, den staatsbestim-
menden Stand im persönlichen Sinne, den Stand der Staatsführer.
(3)
Der Staat ist allgemeinste Anstalt, Anstalt von ausgezeichneter Aus-
gliederungsfülle, das heißt Einheitserscheinung, E i n h e i t s t r ä g e r
a l l e r
b e s o n d e r e n V e r a n s t a l t u n g ;
(4)
als allgemeinste und vereinheitlichende ist er auch oberste Anstalt, daher
H ö c h s t s t a n d ;
(5)
als arteigener Stand kommt dem Staate arteigene Souveränität zu wie
jedem andern Stande; und als Höchststand: leitende Souveränität;
(6)
daher hat er als eigener Stand die Aufgaben der äußeren und inneren
Politik, als Höchststand die der Oberleitung aller Stände und ihre Stellver-
tretung, somit p o t e n t i e l l alle Zwecke, die den einzelnen Ständen zukommen.
(7)
In seiner Eigenschaft als Einheitserscheinung ist er, da die Einheit aller An-
stalten niemals vollkommen erreicht wird, g r a d h a f t e r N a t u r (ähnlich
wie der Organismus nie absolut, sondern nur dem Grade nach gesund ist). Dar-
über sogleich mehr.
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Kategorie der „Ausschöpfung“ siehe oben S. 511 f.