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anders, selbst das „Reich“ Napoleons, zwar als echte Staaten dar, aber als

solche von äußerst lockerer Vereinheitlichung. Bestand diese zum Beispiel nur in

Heeresfolge, so löste sich der Begriff des Reiches bloß in jener einen Veran-

staltung auf, welche kriegerische Unternehmungen einheitlich regelte. Bestand

sie nur in Tributpflichten oder gar nur in ideellen Werten, zum Beispiel Ehrungen

und Huldigungen, so heftete sich der Begriff des „Reiches“ an diese einzige über-

geordnete Veranstaltung (Ganzheit).

Dasselbe Gefüge zeigt der S t a a t e n b u n d u n d j e d e s V e r h ä l t n i s

z w i s c h e n S t a a t e n (Völkerrecht!), es ist das stufenmäßiger Vereinheit-

lichung in gewissen überganzheitlichen (überstaatlichen) Veranstaltungen

1

. /

Endlich kommt der graduelle Charakter staatlicher Einheit deut-

lich zum Ausdruck in jenen Erscheinungen, die man treffend als

„ S t a a t i m S t a a t e “ bezeichnete. Die verhältnismäßige Selb-

ständigkeit aller anderen Anstalten gestattet es eben, daß sie erheb-

liche G e g e n s ä t z e z u m S t a a t e ausbilden können. Je grö-

ßer diese Gegensätze, je geschlossener die vergemeinschafteten und

vergenossenschafteten Inhalte sind, welche von diesen widerstre-

benden Anstalten organisiert werden, um so mehr wachsen sie

wirklich zu „Staaten im Staate“ heran, um so drohender wird

dann aber auch der Kampf, der zwischen ihnen und dem Staate,

welcher die Vereinheitlichung aller übrigen Lebenskreise einer Ge-

sellschaft darstellt, entbrennen muß. Das ergibt dann B ü r g e r -

k r i e g , A u f s t a n d , R e v o l u t i o n , wogegen die im Innern

des Standes Staat entstehenden Umwälzungen richtig als bloße

P a l a s t r e v o l u t i o n e n bezeichnet werden können.

Im Begriffe des Staates als Anstalt liegt endlich, daß der Staat

sowie Schöpfer zugleich auch G e s c h ö p f d e r V e r g e m e i n -

s c h a f t u n g ist (was ja allgemein in dem Verhältnisse von Ge-

zweiung und Organisation liegt). Als „Ausdruck“ der Gemeinschaft

hat man Staat und menschliche Gesellschaft von jeher gleichgesetzt.

So haben Platon und Aristoteles, so haben Fichte, Schelling, Schleier-

macher, Hegel vom Staate meistens im Sinne der Gesamtheit

menschlicher Gemeinschaften und Genossenschaften gesprochen. In-

sofern mit vollem Recht, als die ideelle Gesamtheit aller veranstal-

tenden Tätigkeit überall nur Teil des Lebens selber, nur dessen un-

mittelbarer Ausdruck sein kann. Begrifflich ist die Trennung von

der Gesellschaft allerdings notwendig, wenn auch von andern Ge-

sichtspunkten aus.

Siehe unten S. 613 f.