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606

[512/513]

Als S t a a t s b e s t a n d t e i l e werden von der heutigen Lehre

betrachtet:

S t a a t s g e b i e t ,

S t a a t s v o l k ,

S t a a t s g e w a l t .

In Wahrheit ist begrifflich das einzig ursprüngliche Element des

Staates die organisierende Handlung, deren bloß praktische V o r -

a u s s e t z u n g (nicht eigentlich „Bestandteil“) das Staatsgebiet ist.

Und selbst das nicht einmal bedingungslos: denn Stämme, die, wie

in der Völkerwanderung, erst auf der Suche nach einem Staatsgebiet

sind, sind darum doch keinen Augenblick staatlos (ebenso wie das

Stoffliche der Güter nicht Bestandteil der Wirtschaft ist, sondern

nur ihre L e i s t u n g

1

). — Das „Staatsvolk“ sodann ist gleichfalls

kein Bestandteil des Staates, es liegt vielmehr im Begriff der Organi-

sation eingeschlossen. Ebensogut / könnte man das Gelehrtenvolk

als Bestandteil der Wissenschaft bezeichnen. Es kommt eben hier wie

in aller gesellschaftswissenschaftlichen Betrachtung (siehe in der

Volkswirtschaftslehre den Gutsbegriff, der nicht stofflich, den Gü-

terwert, der nicht seelisch gefaßt werden darf!) auf das g e s e l l -

s c h a f t l i c h e Gebilde und seine Kategorien an, nicht auf dessen

biologische oder geographische Bedingungen! — Die „Staatsgewalt“

endlich ist unmittelbar im organischen H a n d e l n mit einge-

schlossen. Güter, Satzungen, Gewalten erkannten wir oben als die

bloßen Hilfsmittel der organisierenden Handlung

2

.

Daß die Lebensordnung, die durch den ständischen Staat begründet wird,

nicht z e n t r a l i s t i s c h , sondern b ü n d i s c h (föderalistisch) und auch der

innere Bau des Standes Staat selbst d e z e n t r a l i s i e r t ist, da den Gliedern

die vita propria gewahrt werden muß, versteht sich nach dem früheren von

selbst.

Ü b e r d i e S t a a t s g e w a l t i m b e s o n d e r e n . Im Abschnitt V e r -

anstaltung

3

wurde über die „Entstehung der Herrschergewalt“ das Grundsätzliche

gesagt. Es gilt sinngemäß angewandt auch für den Staat

4

.

1

Vgl. oben S. 456 f.

2

Siehe oben S. 508.

3

Siehe oben S. 512 f.

4

Vgl. auch „ R e c h t u n d M a c h t“, oben S. 586 f. und 292 f.