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dialektische Widerspruch als eine Kraft der Fruchtbarkeit, daher
als ein G r u n d s a t z d e s A u f b a u e s d e r V e r m i t t -
l u n g e n betrachtet werde, das ist es, was wesentlich bleibt, weil
die Welt nun eine durchgängige Einheit ist. Denn der Widerspruch
gilt als das Erzeugende, das einen Begriff aus dem andern hervor-
treibt.
D.
Das ganzheitliche Verfahren
Im folgenden habe ich das ganzheitliche Verfahren in jener
Gestalt im Auge, wie ich es an anderer Stelle entwickelte und wie
es in den Sätzen zum Ausdrucke kommt: „Das Ganze als solches
hat kein (sinnliches) Dasein; es stellt sich (auf analoge Weise) in den
Gliedern dar; es ist vor den Gliedern; es geht in den Gliedern nicht
unter.“
Die ersten zwei Sätze enthalten den Begriff der A u s g l i e d e -
r u n g , welcher sagt, daß jede Ganzheit in einem Gliederbau, und
somit nach einer bestimmten A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g
zur Entfaltung komme; die letzten zwei Sätze enthalten den Be-
griff der R ü c k v e r b u n d e n h e i t , welcher sagt, daß die aus-
gegliederten Glieder nicht nur sich selbst gleich sind, sondern auch
in der Ganzheit enthalten, rückverbunden bleiben, in dieser also ein
zweites, „selbfremdes“ Sein haben (Selbgleichheit und Selbfremd-
heit).
Das Weitere wird sich bei Vergleichung des ganzheitlichen und
des dialektischen Verfahrens zeigen.
1. Der f o r m e l l e A n f a n g s b e g r i f f
Der formelle Anfangsbegriff des universalistischen Lehrgebäu-
des muß ebenso wie bei der Dialektik
1
von Form und Fortschrei-
tungsgang des Verfahrens unterschieden werden. Der Fortschrei-
tungsgang des ganzheitlichen Verfahrens nun ist die Zergliederung
(Analysis) der ausgegliederten und rückverbundenen Ganzheit. Der
formelle Anfangsbegriff muß dagegen so beschaffen sein, daß er
das der verwirklichten Ganzheit — also der voll ausgegliederten
und rückverbundenen Ganzheit — Entgegengesetzte darstellt. Und
das ist: die Erstausgliederung, Grundlegung, Gründung der Ganz-
1
Siehe oben S. 307 f.