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„Wer immer strebend sich bemüht.

Den können wir erlösen.“

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„In unsres Busens Reine wogt ein Streben,

Sich einem Höhern, Reinem, Unbekannten

Aus Dankbarkeit freiwillig hinzugeben

Enträtselnd sich den ewig Ungenannten,

Wir heißens: fromm sein.“

Wenn wir Faust als Vorbild hinstellen, so möchten wir damit

keineswegs vom eigentlich mystischen Menschen zu den allgemein

begabten und genialen Menschen überhaupt hinlenken. Damit wür-

den wir uns unserer Aufgabe, die Stellung der Mystik als Ganzes im

Leben darzustellen, entziehen. Faust sollte nur als ein Beispiel die-

nen, das wir aber durch den arteigen religiösen, das heißt mystischen

Menschen zu ergänzen haben. Dazu bieten sich die großen religiö-

sen Führer dar, welche ja stets Mystiker waren

1

.

Der heilige Franziskus auf katholischer Seite im Mittelalter,

Johann Hinrich Wichern auf protestantischer Seite in der modernen

Zeit, beide lehrten eigene Genügsamkeit und werktätige Hilfe für

den Nächsten miteinander verbinden und zeigten, wie man über die

bloß abstrakte Nächstenliebe hinauskommen könne. Beide zeigten,

welche Wege die Religion zur Lösung der „sozialen Frage“ ein-

schlagen müsse (wobei wir freilich ein Kleineres, Wicherns „Innere

Mission“, mit Größerem, dem Werk des heiligen Franziskus ver-

glichen).

Die Gründer der großen katholischen Orden, die sämtliche Mysti-

ker waren, zeigen jeder ganz konkrete Wege: der heilige Benedikt: /

die Arbeit (ora et labora); Dominicus: die Lehre, die Predigt; Fran-

ziskus, wie schon angedeutet: Freude an der Armut und Barmher-

zigkeit, verbunden mit Arbeit und Hingabe; Ignatius: die Wer-

bung. So entstanden in den verschiedenen christlichen Orden des

älteren Christentums — des älteren, denn heute sind sie sämtlich

durch den Thomismus, der sie ausnahmslos beherrscht, und durch

die Anpassung an die Moderne einander gar sehr angenähert —

verschiedene Arten, die Religion in das Leben einzuführen und

begründeten auf diese Weise v e r s c h i e d e n e F r ö m m i g -

1

Erst während der Drucklegung wird mir Julius Evola: La dottrina del ris-

veglio, Saggio sull’ascesi buddhista, Bari 1943, zugänglich, worauf ich nachträglich

verweise.

10 Spann, Religionsphilosophie