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Problems bilden. Goethe verneinte dies mit den Worten: „ D a s w ä r e j a

A u f k l ä r u n g “

1

; Faust endet als Greis und im Greisenalter werden wir My-

stiker.

Das wird uns weiter erläutert in dem Gespräch mit Johann Peter Eckermann

vom 6. Juni 1831

2

. Dort heißt es: „In diesen Versen (,Wer immer strebend sich

bemüht — den können wir erlösen, — Und hat an ihm die Liebe gar — Von

oben teilgenommen — Begegnet ihm die sel’ge Schar — Mit herzlichem Willkom-

men“) ist der S c h l ü s s e l z u F a u s t s R e t t u n g enthalten. In Faust

selber ist eine immer höhere und reinere Tätigkeit bis ans Ende und von

o b e n h e r a b d i e i h m z u H i l f e k o m m e n d e e w i g e L i e b e . Es

steht das mit unseren religiösen Vorstellungen durchaus in Harmonie, nach wel-

chen wir nicht bloß durch eigene Kraft selig werden, sondern durch die hinzu-

kommende göttliche Gnade“

3

.

Nicht nur in der Kunst, auch in der Wissenschaft herrscht ver-

borgen das mystische Element, insofern nämlich als die führenden,

systembegründeten Erkenntnisse aus echten Eingebungen stammen.

Und diese sind zuletzt mystischen Ursprungs.

Endlich ist auch die äußere Arbeit von der religiösen Durch-

dringung nicht auszuschließen. Alle unsere Arbeit hat einen erziehe-

rischen und einen selbständig sittlichen Wert, da sie Beharrlichkeit,

Selbstverleugnung und innere Kraftentfaltung mancherlei Art von

den Menschen verlangt.

„Saure Wochen, frohe Feste“, sagt Goethe mit gutem Bedacht. /

(Ein anderes ist die Frage einer richtigen gesellschaftlichen Ordnung,

welche körperliche und geistige Aufgaben nach den verschiedenen

Begabungen und Entwicklungsstadien des Menschen zuzuteilen ver-

mag, das heißt die soziale Frage! Für die große Menge ist jedenfalls

angestrengte körperliche Arbeit oft zugleich Bedingung eines Min-

destmaßes sittlicher Entwicklung.)

Für den höheren geistigen Menschen mag Faust, wie ihn Goethe

zeichnete, das Bild eines Lebenslaufes andeuten. Faust vermag in

allen Sphären des Lebens zu bestehen. Jede Tätigkeit wird zum

höheren Streben gewendet.

1

Die Aufklärung lehrte bekanntlich, der Mensch sei von Natur gut. Sein Bö-

ses komme nur aus schlechter Erziehung und ungünstiger Umwelt. Der „dunkle

Drang“ wäre also im Sinne der Aufklärung als noch nicht klare Vernunft, als Na-

turdrang zu verstehen. Goethe lehnt dies schlechthin ab. (Unterhaltungen mit

Förster vom 16. Oktober 1829, Försters Nachlaß, S. 216.)

2

Flodoard Freiherr von Biedermann: Goethes Gespräche, Gesamtausgabe,

Leipzig 1909—11, 8, 95.

3

Theodor Vogel: Gott, Gemüt, Welt. Goethes Selbstzeugnisse über seine

Haltung zur Religion, 3. Aufl., Leipzig 1903, S. 124 f.