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den kann, sondern gerade in seinem Wesen aus der Eingeordnetheit
in dieses Beziehungsnetz verstanden werden muß. (Das habe ich
wiederholt ausdrücklich gesagt. Herr Spann ignoriert es aber, weil
er nun einmal Gegner braucht, an deren vermeintlicher Überwindung
die Glorie des ,Universalismus' zutage tritt)“
17
. — Daran schließt
von Wiese auch die Verwahrung: Nicht die „von der Prädestinations-
lehre genährte“
18
These: das Ganze ist vor seinen Teilen, gilt für
ihn. „Wir setzen ihm aber“, sagt er, „keineswegs die Umkehrung: ,die
Teile sind vor dem Ganzen' entgegen. Wenn schon ein Dogma sein
muß, so kann es nur lauten: G a n z e s u n d T e i l e s i n d
g l e i c h z e i t i g “
1 9
.
Darauf möchte ich zuerst mit Bezug auf den Atom- und Bezie-
hungsbegriff überhaupt erwidern. Von Wieses Behauptung gleicht
jener, die auch moderne Physiker aufstellen. Moderne Physiker be-
haupten nämlich, den alten Atombegriff umgeändert zu haben. Sie
sagen: wenn wir etwa einem Element eines Körpers diese oder jene
„Masse“ zuschreiben, so tun wir das auf Grund des Verhaltens jenes
Elementes zu einem anderen, auf Grund der „Beziehungen“ dessel-
ben zu einem anderen. — Aber es zeigt sich, daß auch bei dieser
Änderung der alten Auffassung in dem für uns wesentlichen Punkte
sich nichts ändert. Denn nach der Auffassung der mathematischen
Physik ist der Massenwert, den man für ein Teilchen auf Grund seines
Verhaltens, auf Grund seiner „Beziehung“ zu irgendeinem Teilchen
gefunden hat, immer derselbe. Er b l e i b t d e r s e l b e in jedem
beliebigen anderen Verbande, ganz unabhängig von der Art des Ver-
bandes, von der Art der „Ganzheit“, in die er eintritt
20
. Es ist daher
klar, daß auch dieses so durch „Beziehungen“ gekennzeichnete
Element wieder den Charakter eines Atoms im alten Demokriti-
schen Sinne hat, das mit a n d e r e n
„ z u s a m m e n g e -
s e t z t “ , „ z u s a m m e n g e w ü r f e l t “ w e r d e n k a n n .
17
Verhandlungen, S. 127 f.
18
Verhandlungen, S. 128.
19
Verhandlungen; von mir hervorgehoben.
20
Dies ist näher ausgeführt bei Karl Faigl: Ganzheit und Zahl, Jena 1926 (= Ergänzungs-
bände zur Sammlung Herdflamme, Bd 2), S. 20 und 99 f. — Vgl. dazu die Ausführungen
über ,,Verbandswechsel“ in meiner Kategorienlehre (Bd 9, S. 257 f.).