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Max Adlers läuft darauf hinaus, daß man wohl den einzelnen Men-

schen in der Gesellschaft als wirklich vor sich sehe, das Ganze, dessen

Glied der einzelne Mensch sein soll, aber nicht sehe, daher es auch

nicht wirklich sei. Hören wir ihn selbst.

„Die ,Elemente' [werden] bei Spann im doppelten Sinne verstanden . . .:

Einmal als Elemente im Geiste des Menschen, das andere Mal als die einzelnen

Menschen selbst als Elemente der Gesellschaft. Nun ist das Ganze des mensch-

lichen Geistes eine Tatsache der Erfahrung. . . Aber das Ganze des gesellschaft-

lichen Geistes, von dem die Menschen die Elemente sein sollen, dieses umfas-

sende Ganze, das ebenso seine sinnvolle Einheit haben soll wie der Mensch ... —

ist das auch eine solche Erfahrung oder ist es vielleicht nur eine Idee, eine

Konstruktion ... es fuhrt ... zu der sinnvollen Einheit des Ganzen kein zwin-

gender Beweis, sondern es ist nur die alte Analogie, die schon Platon hier ver-

kündet hat. Und so wurde das Ganze in der Tat ... zu einem metaphysischen

Wesen. Wenn das Fichtesche Ich mit der Selbstsetzung beginnt, so ist das kein

Abweg in die Metaphysik, weil diese Selbstsetzung ja nur ein philosophischer

Ausdruck ist für die ursprüngliche . . . Aktivität des Bewußtseins. Wenn da-

gegen die Soziologie mit der Selbstsetzung der sinnvollen Ganzheit beginnt,

die sich in ihre Elemente ausgliedert, welche Ausgliederung gleichbedeutend

sei mit Gezweiung oder Gemeinschaft, so ist dies trotz ihrer höchst geistvollen

Form eine in der Grundlage höchst naive Metaphysik . . . Ganzheit und Glied-

lichkeit treten nicht nur, wie Herr Professor Spann es von seiner Lehre rühmt,

an die Stelle des Mechanismus, sondern auch an die Stelle einer erkenntnis-

kritischen Orientierung“

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.

Ich habe diese Darlegungen deswegen so ausführlich hierher ge-

setzt, weil sie wahrscheinlich vielen meiner verehrten Gegner aus

der Seele gesprochen sind. Der im mechanistischen und individuali-

stischen Denken erzogene Forscher von heute sagt sich — das erfuhr

ich leider oft genug — zuletzt immer wieder: Und es gibt doch keine

eigene Ganzheit!

Wie steht es damit?

Bevor ich darauf selbst antworte, bitte ich, einen unverfänglichen

Zeugen darüber sprechen zu lassen. Es ist die Biologie, in der von

Uexküll, Driesch, Heidenhain ohne jede „Metaphysik“ durch die

reine Beobachtung und Erfahrung zu der Erkenntnis überindivi-

duellen Seins der Gattung kamen.

62

Verhandlungen, S. 135.