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Religionsphilosophie, Mystik und Unsterblichkeit

v o n

D o m i n i k M a c h

„Der Mensch sollte Bild Gottes Sein. Gott ist die

Mitte, also sollte auch sein Bild, der Mensch, Mitte

sein.“

Franz von Baader

1

Wenn man das Werk Spanns hinsichtlich der mit der Religion in

Zusammenhang stehenden Fragen untersucht, so könnte man gleich-

nishaft von einem Dreiflügelaltar sprechen, das heißt, der offene

Altar weist in seinem Mittelbild auf die „Religionsphilosophie auf

geschichtlicher Grundlage“ (Bd 16) hin, der rechte Flügel ist „Meister

Eckeharts mystische Philosophie im Zusammenhang ihrer Lehrbe-

griffe dargestellt“ (Bd 18) gewidmet und der linke wäre das „Gespräch

über Unsterblichkeit“

2

(Bd20). Dieses Bild rückt die „Religions-

philosophie“ in die Mitte, da sie — als eine Kategorienlehre der

Religion — den Zugang erschließt.

Es handelt sich hier um den einmaligen Vorgang in der Geschichte

des philosophischen Denkens, daß klare Kategorien der Religion ent-

wickelt werden, um mit ihrer Hilfe das Wesen und die Struktur der

Religion aufzuschließen und dadurch den Glauben zu ermöglichen.

Aber das alles würde nicht genügen. Meister Eckehart, der mystisch

schauende Philosoph, der zugleich handelnder Mensch ist, der gottes-

trunkene, aber unter der Kontrolle der Ratio tätige Mystiker, macht

erst Religion verstehbar und nachvollziehbar. Und das „Gespräch

1

Franz von Baader: Sämtliche Werke, herausgegeben von Franz Hoffmann, Bd 8, Leipzig

1851-1860, S. 177.

2

Die Religion spielt im Gesamtwerk Spanns eine zentrale Rolle; sie durchzieht wie ein

seidener Faden alle seine Bücher. Besonders sei noch hingewiesen auf: Bd 9 „Kategorien-

lehre“, Bd 10 „Der Schöpfungsgang des Geistes“, Bd 13 „Philosophenspiegel“.