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ist das „magische“ Denken in den heute noch vorhandenen Relikten

zweifellos abgesunken. Daß es einmal eine hohe Blütezeit gehabt

haben muß, ist uns durch die wahrheitsvollen Mythen aus jener Zeit

zur Gewißheit geworden, vor allem aber durch die entscheidende

Formung aller Kultursprachen! Auch die nunmehr erfolgende, all-

mähliche Wendung zu einer ganzheitlichen Weitsicht erleichtert das

Einfühlen in das Denken der vorgeschichtlichen Urzeit. Insbesondere

ist die den kausallogischen Schlußfolgerungen so wesensfremde

Kategorie der E n t s p r e c h u n g , begründet und überhöht durch

„Wesenheiten“ und „Ganzheiten“, dem magischen und dem ganz-

heitlichen Denken gemeinsam. Sie ist auch, wie oben dargelegt, die

Denk- und Seinsweise, welche die ganzheitliche Logik dem kausal-

mechanischen Verfahren grundsätzlich entgegenzustellen hat.

Dieser Bogen der Entsprechung schwingt nun zurück über die Jahr-

tausende. In der frühgriechischen Philosophie (ebenso in den Upani-

shaden der Inder) vollzieht sich die Wandlung vom „prälogisch-magi-

schen“ zum „logischen“ Denken. Die göttlichen Urelemente wurden

in den Logos übergeführt und von diesem aufgenommen. Die Syn-

thesis beider ist die platonische „ I d e e “ . „Platon hat die Ideen-

lehre nicht erfunden. Sie lag im religiösen und im philosophischen

Denken bereits vor“ (Bd 10, 396). Ein ideenhaftes, ganzheitliches

Denken hätte diese Synthesis bleiben bzw. zu einer solchen ent-

faltet werden sollen. Diese von der griechischen Philosophie in

stürmischer Entwicklung eingeleitete Wandlung des Menschheits-

geistes hat in Platon den ersten geistesgeschichtlichen Höhepunkt

erreicht. Seine Ideenlehre ist der abendländischen Kultur der philo-

sophische Kanon geblieben. Einen Zugang zu ihr zu finden und

eine Weiterführung zu ermöglichen, wurde seither in verschiedener

Weise immer wieder versucht. Als ein solcher mit neuen Begriffs-

mitteln unternommener und von Erfolg gekrönter, zugleich aber ein

neues Verfahren begründender Versuch kann die Ganzheitslehre für-

wahr bezeichnet werden. Sie ist durch ihre Begriffe und ihr Verfahren

berufen und geeignet, ein zeitgemäßes Bild der großen Lehre Platons

zu entwerfen und diesen Entwurf neuschöpferisch auszuführen. Denn

die ontologische Ganzheit ist nichts anderes als die lebendige Idee.