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es nur einzelne, sagen wir der Kürze wegen ,magische' Handlungen,

die nun das unbewußte Kausalitätsbedürfnis, wie uns scheint, gänz-

lich willkürlich verbindet. Alle causa sind ,Dämonen', Wesen, die

(nur stärker) tun und handeln, wie der Mensch es von sich kennt.

Als causa und effectus wird zunächst verbunden durch eben jene

falsche Abstraktion, was räumlich und zeitlich nahe zusammen

ist“

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.

Von falschen Urteilen und Abstraktionen mußte man aus der

Sicht des kausallogischen Denkens allerdings sprechen, das zu jener

Zeit diesen Dingen mit noch viel größeren Vorurteilen

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gegenüber-

stand. Es war jedoch ein Denken in völlig anders gesehenen und er-

lebten Wesens-Zusammenhängen, als sie uns denkbar erscheinen.

G l e i c h e W e s e n h e i t e n v e r h a l t e n s i c h g l e i c h :

Sie stehen in einem Zusammenhang gegenseitiger „Sympathie“. Das

ist der „logische“ Grundsatz des „prälogischen“ Denkens. Mögen

diese Wesenszusammenhänge durch magisch-mystische Erleuchtungen

erschaut, durch empirische Beobachtungen gefunden oder durch

Zusammenwirken beider erkannt worden sein; es steht doch fest,

daß es sich um eine andere Denkweise und um andere Denk-(und

Seins-)Kategorien handelt als um die unseres logischen (sprich:

kausallogischen) Denkens!

Es ist dabei nicht einmal von Belang, ob diese Denkweisen falsch

waren oder nicht. Sie waren anders! Und ebenso ist das ganzheitliche

Denken eben anders als das k a u s a l logische. Dieses schließt von

U r s a c h e n a u f W i r k u n g e n , wobei die Unterstellung des

„ceteris paribus“ eine mehr oder weniger bedeutsame Rolle spielt.

Es ist nicht auf innere, magische oder ganzheitliche Entsprechungen

ausgerichtet, sondern geht von äußerlichen Beobachtungen aus. Ein

Denken von Ursachen auf Wirkungen konnte jedes andere Denkver-

fahren nur als falschen Aberglauben verurteilen. Zu einem solchen

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Albrecht Dieterich: Mutter Erde (1905), 2. Aufl., Leipzig 1913.

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Wie diese Vorurteile immer mehr abgebaut werden, zeigt z. B. die Anerkennung

medizinischer Behandlungsmethoden anderer Kulturen, die noch aus solchen uralten Wesens-

zusammenhängen gefunden worden sein dürften. Zu den im Brauchtum fortlebenden

„Sympathiemitteln“ gehört der Regenzauber. Spann selbst erzählte, sein Zellengenosse in

der politischen Gefangenschaft, ein katholischer Priester namens Brenner, habe behauptet,

daß er die Kunst des Regenzaubers beherrsche.