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lage besteht nämlich in der Anhäufung gegenwärtig erzielter Güter für
irgendeinen der oben behandelten leistungsmäßigen Zwecke in der
Zukunft: für den künftigen Genuß, die künftige Kapitalbildung, die
künftige Bildung negativen Kapitals, die künftige Kapitalbildung
höherer Ordnung oder die künftige Bildung von Vorkapital
(Wirtschaftsvorbereitung). Die Bildung von Rücklagen oder Vorräten
ist unter Umständen nur Fortsetzung einer der angeführten
Tätigkeiten. So eine Fortsetzung der Verbrauchserzeugung, wenn der
Landwirt die geernteten Obstmengen für den späteren Genuß
aufbewahrt, der Kapitalbildung, wenn er sie als Saatgut aufbewahrt,
der Sicherung, wenn er für den Erlös der Ernte Versicherungsprämien
bezahlen will, der Kapitalbildung höherer Ordnung, wenn er
seinerzeit davon Steuern bezahlen, der Vorleistung, wenn er einen
Erfinder damit erhalten will. Wesentlich ist nun aber, daß alle diese
Vorgänge, solange sie in der Form des Vorrates schlummern, doch
noch nicht endgültig festgelegt sind: die Vorräte haben noch immer
das Vermögen, auch eine andere Leistung zu verrichten! Ein Vorrat
von Getreide mag immerhin zum Genuß bestimmt sein, er wird z. B.
Saatgut (Kapital) werden, falls / das ursprüngliche Saatgut durch
irgendeinen Zufall zugrunde geht oder falls die Wirtschaft erweitert
wird. Bei Geldvorräten, die in alle Güter umgesetzt werden können,
ist die Verwandlungsfähigkeit fast unbegrenzt; bei Naturalvorräten ist
das Umsatteln zu einer anderen Verrichtung schon begrenzter, sie ist
aber um so leichter, je mehr sie noch Rohstoffe (Keimgüter) und daher
technisch zu den verschiedensten Verwendungen befähigt sind. Es
kann aber nicht nur ein Rohstoff zu vielen Leistungen verwendet
werden, z. B. Kohle zum Heizen oder zur Erzeugung von Leuchtgas
und ungezählter Derivate; dieselbe Leistung kann auch von
verschiedenen Gütern vollzogen werden, z. B. können Kleider aus
Baumwolle, Schafwolle, Papier, Leinen, Seide, Nesseln und so fort
gemacht werden. Das Vermögen zu verschiedenen Leistungen
schließt in sich: die Vertretbarkeit der Leistungsträger! In der
V e r t r e t b a r k e i t d e r l e i s t e n d e n G ü t e r u n d
H a n d l u n g e n
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b e s c h l o s s e n ,
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V o r r ä t e n z u g l e i c h a u c h e i n e A n h ä u f u n g v o n
V e r m ö g e n z u L e i s t u n g e n d e r v e r s c h i e d e n s t e n
A r t i n s i c h s c h l i e ß t .
Diese Bedeutung, eine schlummernde Form, ein Vermögen zu allen
Leistungen zu sein, hat vornehmlich die „Rücklage“, wie wir