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mann. Im Dienste dieser Richtung arbeitete das von Woltmann begründete Organ:
Politisch-anthropologische Revue, Eisenach 1902 ff.; gemäßigt vertritt diese Richtung:
G u s t a v R a t z e n h o f e r : Soziologie, Leipzig 1907; eine weniger materialistische
Wendung versucht ihr zu geben: O t t o H a u s e r : Rasse und Politik, Weimar 1922. — Das
heute herrschende Handbuch jener Rassentheorie, die durch Hochschätzung der nordischen
Rasse den Kern Gobineauscher Gedanken rettet / und durch die Vererbungslehre des
M e n d e l i s m u s stützt, ist das Sammelwerk: E r w i n B a u r , E u g e n F i s c h e r
u n d F r i t z L e n z : Menschliche Erblichkeitslehre, 1. Auflage, München 1919 (seither
stets Neuauflagen).
In gewissem Sinne darf man auch jene
Archäologenschule
zur rassentheoretischen
Richtung zählen, die sich gegen das Schlagwort „ex Oriente lux“ wendet und den
europäischen Westen und Norden wie die nordische Rasse als den Herd der europäischen
Kultur, auch der Kultur des Mittelmeers wie des Ostens, betrachtet. So K a r l
S c h u c h h a r d t : Alteuropa, 2. Auflage, Berlin 1926. G u s t a v K o s s i n n a : Die
deutsche Vorgeschichte, eine hervorragend nationale Wissenschaft, 4. Auflage, Leipzig 1925;
Altgermanische Kulturhöhe, 2. Auflage, München 1929. Zuletzt H e r m a n W i r t h : Der
Aufgang der Menschheit, Jena 1928
1
.
Gegen Gobineau
und seine Schulen wenden sich: W i l h e l m S c h a l l m a y e r :
Vererbung und Auslese, 4. Auflage, Jena 1920, und zum Teil A
1
f r e d P l o e t z :
Sozialanthropologie, Leipzig 1923 (= Kultur der Gegenwart, Teil III, Abteilung 5).
N e u e F o r s c h u n g e n in der Rassenlehre sind angebahnt durch: E r n s t
K r e t s c h m e r : Körperform und Charakter, 3. Auflage, Berlin 1922 (Unterscheidung
„schizoider“ Menschen, das heißt solcher, deren Seelenleben Spaltungserscheinungen
aufweisen, — schlanker Körperbau — und „zykloider“, das heißt solcher mit mehr
einheitlichem, geschlossenem Seelenleben und gedrungenem Körperbau). A d o l f L e n z
(Graz): Grundriß der Kriminalbiologie, Wien 1927.
Eine geistige Richtung in der Rassenforschung suchen einzuschlagen: K u r t
H i l d e b r a n d t : Staat und Rasse, Breslau 1928. E d g a r D a c q u e : Leben als Symbol,
München 1928. Vergleiche auch F r i t z K e r n : Stammbaum und Artbild der Deutschen,
München 1927.
Eine andere neue Richtung scheint die Rassenlehre durch die sogenannten
b l u t s e r o l o g i s c h e n U n t e r s u c h u n g e n zu nehmen. Vergleiche darüber die
Übersicht bei H e r m a n W i r t h : Der Aufgang der Menschheit, Jena 1928.
Nur den
Rassenkampf
als Bedingung der Staatenbildung und treibende Kraft der
gesellschaftlichen Entwicklung (nicht die Rasse als biologischen Faktor) stellt in dürftigem
Naturalismus obenan: L u d w i g G u m p l o w i t z : Grundriß der Soziologie, 2. Auflage,
Wien 1905, dem G u s t a v R a t z e n h o f e r
2
und der Amerikaner L e s t e r F .
W a r d : Reine Soziologie, deutsch von J. V. Un- ger, Innsbruck 1907, Franz Oppenheimer
3
und andere naturalistische Forscher folgten
4
.
1
Vgl. unten S. 393.
2
Siehe oben S. 26.
3
Siehe unten S. 47.
4
Zur Beurteilung der Rassentheorie vergleiche unten S. 431 ff. unter „Sinnlichkeit“.