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schen Gesellschaftstheorie, in: Vierteljahrschrift für wissenschaftliche Philosophie, Leipzig

1900. Vgl. auch mein Buch: Der wahre Staat, 2. Aufl., Jena 1923, S. 107 [4. Aufl., Jena 1938, S.

1

O

5].

Im Anschlusse an die biologische Schule sei noch genannt die T i e r s o z i o l o g i e :

J o h a n n P a u l B e n j a m i n D e e g e n e r : Die Formen der Vergesellschaftung im

Tierreich, Leipzig 1918. F r i e d r i c h A l v e r d e s : Tier- Soziologie, Leipzig 1925.

II.

Eine Sonderform der biologischen Richtung:

Die rassentheoretische Schule

Die rassentheoretische Richtung der Gesellschaftslehre steht der

biologischen Richtung, wie sie z. B. durch Schäffle und Spencer dargestellt

wird, insofern nahe, als sie die gesellschaftlichen Vorgänge unmittelbar

von der organischen Substanz, der Erbmasse oder Rasse, abhängig macht

und so wieder in ihrer Weise materialistisch wird. Sie gebraucht zwar

nicht die „biologische Analogie“, geht aber vom biologischen Erbstoff aus.

Sie wurde begründet durch J o s e p h A r t h u r G o b i n e a u

1

.

Die Hauptgedanken Gobineaus sind: Es gibt drei Grundrassen, die schwarze, gelbe und

weiße; die andern Rassen sind nur Mischformen. Alle bisherige Kultur ist von der weißen

Rasse geschaffen worden, aus welcher wieder die Germanen und Iraner besonders

hervorragen. Der Gesamtverlauf der Weltgeschichte ist als Aufeinanderfolge von

Rassenherrschaften und Rassenmischungen zu erklären. Insbesondere sind alle modernen

abendländischen Völker nur in dem Maße Kulturvölker geworden, als das germanische

Element bei ihrer rassischen Mischung zur Herrschaft gelangt ist. So haben die Slawen wegen

starker gelber Beimischung einen geringeren Blutwert. Die fortschreitende Erschöpfung des

Blutes der nordischen Rasse bedeutet den Kulturverfall.

Gobineau hat Schule gemacht. Einige seiner wichtigsten Anhänger sind: G e o r g e d e

L a p o u g e : Les selections sociales, Paris 1896; Race et milieu social, Paris 1910. In

Deutschland wurde seine Lehre weitergebildet und vertreten besonders durch O t t o

A m m o n : Die Gesellschaftsordnung und ihre natürlichen Grundlagen, 1. Auflage, Jena

1895 [3. Auflage, Jena 1900], H o u s t o n S t e w a r t C h a m b e r l a i n : Die Grundlagen

des 19. Jahrhunderts, 1. Auflage, München 1899 (seither viele Auflagen), und durch

L u d w i g W o l t m a n n : Politische Anthropologie, Leipzig 1903; Die Germanen und die

Renaissance in Italien, Leipzig 1905. L u d w i g S c h e m a n n : Gobineaus Rassenwerk,

Stuttgart 1910; Die Rasse in den Geisteswissenschaften, 2 Bände, München 1928. Die

Umgestaltung der Gobineauschen Rassenlehre im Sinne der darwinistischen Auslesetheorie

geschah durch Otto Ammon, George de Lapouge und Ludwig Wolt-

1

Siehe Joseph Arthur Gobineau: Essai sur l’inegalite des races humaines, Paris 1853—55,

Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen, deutsch von Ludwig Schemann, 4 Bde,

Stuttgart 1894.